Donau 2005

Am Samstag , dem 2. April ging es los. Um 7 Uhr bin ich aufgestanden , um meinen Rucksack zu packen. In diesem war die Wechselwäsche für eine Übernachtung im Hotel in Passau . Um 9.00 Uhr war ich bei meinen Eltern, die so freundlich waren , mich zum Bahnhof zu fahren . Um exact 10.57 fuhr mein Zug – ein EC – ab und ich saß drin.


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Eine leichte Gehässigkeit ist, daß mein Weg in den Urlaub zunächst an der wunderschönen Stadt Wuppertal vorbeiführt , meinem Arbeitsort.Außerdem musste ich mir meine Sitzreihe mit jemanden teilen . Da ich fest stämmiger gebaut bin – um das Wort fett zu umgehen – ist der Platz in einem Sitz der Deutschen Bundesbahn eh recht knapp . Dieses Platzproblem hielt sich auch über Köln , der nächsten Station , hinweg an , bis der andere in Bonn ausstieg . Von da aus ging es nach Koblenz und Mainz . Immer schön am Rhein entlang , der an dieser Stelle landschaftlich sehr schön ist. Und ich hab das deutsche Wahrzeichen überhaupt gesehen , die Loreley , und das zum ersten Mal in meinem Leben . Es ging weiter nach Frankfurt , wo der Zug die Richtung änderte und ich also ab da plötzlich rückwärts fuhr. Rückwärts tat es mir auch so langsam weh. Da saß ich nämlich schon 4 Stunden auf meinem Arsch – mit der Aussicht auf 4 weitere Stunden . Um mich etwas zu bewegen , bin ich den Speisewagen , wo ich Butterkuchen und Kaffee zu mir genommen habe. Es ging weiter über Würzburg nach Nürnberg . Ich gehe aus denselben Beweggründen wieder in den Speisewagen und trank eine heiße Schokolade. Als ich zurück an meinen reservierten Platz komme , ist dieser besetzt. Ein Ausländer sitzt dort. Ich bitte ihn aufzustehen . Der Typ , der mit einem weiteren Ausländer zusammen reiste, stand auf und schaute , als wolle er mir ein Messer in den Rücken rammen . Ich glaube , das war ein Serbe , bin mir aber nicht sicher. Kurz vor Passau beschließe ich, mir für die Rückfahrt ein Kissen zu kaufen , denn die Polsterung bei der Bahn ist echt unter Sau – vor allem knapp 8 Stunden Fahrt . Um 18.34 erreiche ich mein Ziel.


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Das gebuchte Hotel zu finden , in dem ich die Nacht verbringen will , ist ganz einfach. Es liegt direkt gegenüber vom Bahnhof. Dort war übrigens ein Wellness-Kongress , der sich mit API-Therapie beschäftigte. Davon hab ich ehrlich gesagt noch nie gehört. Im Restaurant gab es abends Buffet mit leckeren Fisch. Nachdem Essen hab ich einen kleinen Spaziergang an der Donau entlang gemacht und schon das Schiff gesehen , daß für nächsten 2 Wochen mein Zuhause sein wird. Ich muß zwar eine kurze Pause einlegen , aber im großen und ganzen hält der Rücken .

2. Tag

Der Pabst ist seiner Krankheit erlegen. Und ich bin im katholischen Bayern . Das kann ja heiter werden . Um 14.30 kann ich einschiffen . Vorher schaue ich mir nach einem guten Frühstück Passau an .Und dabei wäre ich fast ins Fernsehen gekommen. In Passau gibt es einen Dom , den ich mir angucken wollte. Zunächst fiel auf, daß die Flagge auf Halbmast wehte. Als ich gerade eine Bank auf dem Domplatz aufsuche , um meinen Rücken zu ent- und meine Lunge mit Teer zu belasten , sehe sich , wie sich ein Typ mit einer Kamera auf der Schulter vor dem Dom positioniert und ein anderer ein Mikrophon in der Hand hielt, was er Dombesuchern unter die Nase hielt, um von denen ein Kommentar zum Tode des heiligen Vaters zu bekommen . Ich glaube nicht, daß sie meinen Kommentar gesendet hätten. Im Grunde bin ich doch etwas gegen die katholische Kirche eingestellt . Mein Weg führte mich weiter zu der Stelle, wo in der 3 Flüsse Stadt Passau eben jene zusammenfließen . Es war ein sonniger Tag. Ich war etwas zu warm angezogen . Mehrere Parkbänke luden in einem kleinem Park, der sich dort befindet, zum Verweilen ein. Ein Angebot was ich angesichts meines Kreuzes gerne annahm. Eine paar Enten schwammen auf der Donau , die zu mindest heute wirklich ein wenig blau schimmerte . Wenn man bedenkt, daß ich vor 2 Wochen noch befürchte, wegen starken Schneefall nicht von Melanies Hausberg herunterzukommen , waren die Temperatur – ich schätze über 15°C - doch sehr angenehm. Es war nun Frühling und es roch auch so. Da ich ja wusste,wo mein Schiff liegt – ich hatte es gestern ja schon gesehen – ging ich langsam am Donauufer entlang zu dieser Stelle.


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Unterwegs machte ich beim Rathaus Station , um mir ein Eis (Coup Danmark) zu genehmigen . Da war es wohl so 12.30. Ich schlenderte danach noch weiter , erspähte ein Lokal auf einer Dachterrasse mit Donaublick , begab mich dorthin , um ein Helles zu trinken – wie man hier sagt – und ein kleines Mittagsessen zu mir zu neben. Schweinelendchen Zigeuner Art . Sehr lecker und da ich gerade erst das Eis gegessen hatte , viel zu viel. Das mit dem zu vielen Essen sollte übrigens ein Dauerproblem werden .

Um 13.30 begab ich mich zum Schiff , saß davor und wartete auf Einlaß. Mein Gepäck , das ohne mich anreiste, war auch schon da. Etwa eine halbe Stunde später war ich an Bord. Dort musste ich meinen Reisepaß an der Rezeption abgeben und bekam im Gegenzug den Schlüssel für meine Kabine. Von der Fahrt mit der Tschechow von St. Petersburg nach Moskau letztes Jahr kleine Kabinen gewöhnt , stellte ich nun fest , es geht noch kleiner. Mein Bett war nur eine Klappcouch. Die Reisetasche passte noch so gerade zwischen Bett und Schrank und mehr Platz war nicht. Ich habe unterwegs auf der Reise Leute getroffen , die sich darüber beschwert haben , wie klein ihre Doppelkabinen waren. Die hätten mal meine sehen sollen . Das Fenster ließ sich nicht öffnen, da es nur knapp einen Meter über der Wasserkante lag. Es war verschlossen wie ein Bullauge, nur war es nicht rund. Eine Klimaanlage gab es aber immerhin und sie funktionierte sogar. Rauchen in der Kabine verbot sich einfach aufgrund der Größe.

Um 19.00 gab es ein Begrüßung-Cocktail im Restaurant des Schiffes. Wie in Russland – die Schiffe waren eh fast baugleich – gab es hier eine feste Sitzordnung. Ich wurde zwei jungen Damen zugeteilt. Jung ist relativ, denn ich schätze sie so auf Mitte 50 , sie waren damit aber wirklich fast die jüngsten Gäste an Bord. Alle anderen waren zum Teil betagte Rentner . Mit meinen 31 Lenzen fiel ich da völlig aus dem Rahmen. Unser Schiff heißt Ukraina und ist – man kann es sich beim Namen denken – ein ukrainisches Schiff. Jedem Tisch wurde eine bestimmte Bedienung zugeteilt und da hatte ich echt Sahne. Die beiden jüngsten Bedienungen , Julia , ein bildhübsches , blondes ukrainisches Mädchen , das ich auf knapp unter 20 schätzen würde und Natja , ein kleines, schwarzhaariges Mädchen mit zierlicher Figur und irgendwie geheimnisvollen Augen , die wahrscheinlich jünger als Julia war, waren meine Bedienung . Zwar war ihr Deutsch nicht so ganz perfekt , was im Verlaufe der Reise etwas Probleme mit Bestellungen machen sollte , aber sie lächelten immer freundlich.Uns begrüßte zunächst die Reiseleitung , in Persona von Soraija , einer in Straßbourg lebenden Französin , die akzentfrei Deutsch sprach . Auch sie war optisch ansprechend , wenn auch nicht so ganz mein Typ. Dann stellte sich die Mannschaft vor.Und natürlich gab es – wie sollte es auf einem ukrainischen Schiff anders sein – erstmal einen Wodka . Dann gab es endlich Essen – 4 Gänge – und das war selbst für mich ausreichend . Im Gegensatz zur Tschechow, wo ich ständig Hunger hatte. An diesem ersten Abend saß ich viel an Deck . Den beleuchteten Industriehafen von Linz bekam ich noch mit, bevor ich in meiner Kabine - mit Noa am Ohr – einschlief.


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3.Tag

Diese Nacht hatte ich überhaupt nicht gut geschlafen. Man hätte sich mit Hilfe des Bordradios pünktlich um 7 Uhr wecken lassen können , aber ich tat das die ganze Fahrt über nicht und wurde erstaunlicher Weise trotzdem immer rechtzeitig wach . Um 7.30 gab es Frühstück . Ein ganz ordentliches Buffet wartete auf die Gäste. Nach der ersten Mahlzeit des Tages konnte man sich die Ausflugtickets abholen . Es ist üblich, daß einige Ausflüge fakultativ sind und man diese vor Ort bezahlen muß, wenn man an Ihnen teilnehmen will. Bei dieser Reise war ungewöhnlich , daß es keine obligatorischen Ausflüge gab – also irgendeinen , der schon im Reisepreis drin gewesen wäre. Bis auf Spaziergänge in der Puszta – das musste mit meinen Rücken nun wirklich nicht sein – hab ich alle Ausflüge gebucht – zu mindest für den jetzt schon angebotenen ersten Teil der Reise bis zum Donausdelta. Bezahlt hab ich mit Kreditkarte – und das war richtig so.


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Um 10.00 kamen wir in Wien an, aber wir durften nicht von Bord. Es handelte sich nur um eine Zollkontrolle. Ja, so was gibt es noch in Europa. Auch wenn die Slowakei mitlerweile in der EU ist , ist sie nicht Mitglied im Schengen-Abkommen . Also nicht EU erster Klasse . Nach dem täglichen Frühschoppen , wo man Bier hätte kriegen können , und dem gleichzeitigen Serverieren einer Boullionsuppe , was ich beides nicht in Anspruch genommen habe , kam um 12.00 eine Rettungsübung , die bei einer Flusskreuzfahrt nicht wirklich Sinn macht. Aber so wusste ich nun , das in meinem Schrank eine Schwimmweste ist. Um 12.30 – wie fast jeden Tag – kam das Mittagessen , was aus 4 Gängen bestand . Ich hab mir nicht die einzelnen Speisen notiert , aber es gab immer viel Fisch oder Meeresfrüchte und Fleisch . Das typische Menü bestand aus einem Salat (Krabbencocktail oder Fleischsalat ) , dann einer Suppe (meistens der Rest von Boullion mit irgendetwas drin) und dann das Hauptgericht . Beim diesem konnte man am Abend vorher aus drei Variationen auswählen . Meistens einmal Fisch , einmal Fleisch und einmal vegetarisch . Eine Dame der beiden bei mir am Tisch ist Diabetikerin – darf also kein Zucker essen – und bekam auch dafür gesonderte Kost . Das Menü endete mit einem Nachtisch, den ich zu Beginn der Reise aber selten gegessen habe ,denn ich war proppe satt.

Nicht nur auf Diabetiker wurde als Randgruppe geachtet . Auch Leute , die kein Fett essen dürfen wegen Cholesterin , bekamen entsprechendes Essen . Die nicht Diabetikerin am meinem Essen war seht angestrengend für die Bedienung. Sie aß keinen Zucker , kein Fett und kein weißes Mehl , sondern nur Vollwertkost. Sie sagte immer, sie dürfe das nicht essen . Es sollte bis fast zum Ende der Reise dauern , bis ich herausgefunden hatte , warum das so ist . Nachdem Essen kamen Alkoholiker und Raucher auf ihre Kosten , denn es gab einen Duty-Free-Verkauf an Bord . Eine Stange Stuyvesant für 15 € , da kann man ja nicht nein sagen. Und die letzte Randgruppe waren die Gehbehinderten , denn wir hatten Bratislava (Slowakei) erreicht. Dort sollte eine Stadtrundfahrt stattfindet . Allerdings war das mit einem einstündigen Rundgang durch die Altstadt verbunden. Für alle Gehgeschädigten gab es die Möglichkeit , diese Rundfahrt mit einer kleinen Bahn zu machen. Auch wenn man es mir nicht unbedingt sofort ansieht , hab ich doch Probleme mit dem Laufen und so entschied ich mich, die Bahn zu nehmen – obwohl ich viel jünger als die Rentner war , die z.T. zu Fuß gelaufen sind.


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Auch die beiden Damen von meinem Tisch nahmen die Bahn. Ich betrat slowakischen Boden. Die Bahn suchte sich ihren Weg durch die Altstadt , den ziemlich engen Gassen , wobei ein Band lief , das auf die Sehenswürdigkeiten , die wir erreichten , abgestimmt war . Das coolste waren auf alt getrimmerte Eisenfiguren , die ungewöhnliche Positionen hatten . Eine stand z.B. hinter einer Parkbank und lehnte auf die Rückenlehne , als wenn sie die ausruhende Menschen – oder Liebespaare – belauschen wollte . Von einer Figur war nur der Kopf zu sehen , der aus einer Kanalöffnung schaute – der Kanaldeckel lag daneben . Die beste fand ich einen Mann , der um die Ecke eines Hauses blickte , mit einer Fotokamera in der Hand – wie ein Privatdetektiv.


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Um 17.30 war dann für alle die letzte Möglichkeit einzuschiffen und die Reise fortgesetzt. Um 19.00 wieder ein 4 Gänge Menü als Abendessen . Den Tanzabend hab ich mir dann geklemmt , und mich stattdessen in die Heckbar an Deck gesetzt und hab beim Sonnenuntergang ein Gläschen Bier vom Faß zu mir genommen. Der Spruch des Tages , der immer auf unserem Tagesprogramm stand , war : Der Mensch sollte nicht gesünder leben als ihm gut tut .


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4.Tag

Am Dienstag , den 05. April, gab es um 7.30 Uhr Frühstück. Diese Nacht hatte ich deutlich besser geschlafen, was auch daran lag , das ich herausgefunden hatte , wie man die Klimaanlage auf kalt schaltet . Um 9.30 begann der zweite Ausflug dieser Tour , die Puztafahrt . Es sollte einer der schönsten der gesamten Reise werden. Vom Schiff wurden wir mit Pferdewagen abgeholt. Offene Planwagen , die keinerlei Federung hatten, was über die „Straßen“ in der Puzta zu einem Härtetest für die Bandscheiben führte. Nachdem wir ein kurzes Stück die „Straße“ gefahren waren , bogen wir auf das flache Gelände der Puzta ab, wo ein eisiger Ostwind wehte.


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Unser Ziel war ein ungarischer Bauernhof. Dieser war als Museum eingerichtet und wurde von unserer Gruppe besichtigt . Als Highlight der zahlreich vorhandenen Tiere gab es dort einen Esel zu sehen . Nachdem wir uns ein Bild von der alten ungarischen Landbevölkerung gemacht hatten , wobei bei mir der Eindruck blieb, daß es schon besser ist, in der heutigen Zeit zu leben, wurden wir zu einer Holztribüne gebracht, vor der ein Reitplatz war. Die Einheimischen führten anschließend Reiterspiele vor. Die Schausteller konnten mit ihrem Umgang mit der Peitsche durchaus mit Indy Jones mithalten . Und man glaubt gar nicht , wie schnell Kutschen mit vier Pferde sein können. Die Darbietungen haben mir gefallen. Doch das danach war noch besser . Wir bekamen nämlich kulinarisches aus der Region . Frisch selbstgebackenes Fladenbrot mit einer Art Knoblauch-Jogurt-Sauce und dazu ein Glas einheimischen Weißwein.

Ein Mit-Kreuzfahrer , der im Moseltal einen Weinberg hat , also Winzer ist , fragt mich , wie mir der Wein schmecken würde. Ich antwortete: Ganz gut. Damit war ich als Weinkenner disqualifiziert . Der Wein schmeckt nicht nach mehr , der tauge nichts. Außerdem habe er zuviel Säure. Mir schmeckte er trotzdem. Ich habe allerdings, als wir anschließend noch einen echten Weinkeller besuchten , den angebotenen Wein nicht gekostet, denn es war schließlich noch nicht mal 12 Uhr mittags und das ist mir eigentlich deutlich zu früh für Alkohol . Ein kleines Stückchen Gebäck hab ich aber doch verkostet .

Von Bauernhaus ging es nun weiter mit dem Bus in die Stadt Kalosca. Auf der Fahrt dorthin , erzählte der ungarische Reiseleiter von einer Pilgerfahrt , die er mal nach Rom gemacht hat. Und er machte keinen Hehl aus Bewunderung des verstorbenen Papstes. Ungarn ist sehr katholisch. Er hatte nicht damit gerechnet , daß er es mit hauptsächlich älteren Norddeutschen zu tun hat, die wenn überhaupt religiös interessiert , evangelisch sind. Die Reisenden schienen sehr genervt über diesen Pilgerbericht. In Kalosca waren die Fahnen des Vatikans (weiß/gelb) an einigen Gebäuden aufgezogen (eine Schule für Priester) und auf Halbmast geflaggt . Daneben hing eine schwarze Flagge . Unser Ziel war eine Kirche, auch beflaggt, in der extra für uns ein Orgelkonzert stattfinden sollte. Früher wäre ich wahrscheinlich nicht mal mit rein gegangen – aufgrund der kirchenfeindlichen Grundeinstellung . Nun bin ich im Moment etwas offener und das war in diesem Fall ganz gut so. Wahrscheinlich weil den Papst das zeitliche gesegnet hatte, dachte sich der wohl auch berühmte Orgelspieler , er sollte etwas besinnliches spielen . Er eröffnete mit der Toccata von Bach. Und so live in einer Kirche von einem wirklich fähigen Interpreten läuft einem doch der eine oder andere Schauer den Rücken runter. Als man sich gerade – von den oft auch lauten - Passagen der Toccata erholt hatte , setzte der Spieler noch eins drauf und spielte das Begräbnislied überhaupt : Ave Maria . Ob Zufall oder nicht weiß man nie so genau , aber auf der Noa , die ich im Urlaub andauernd hörte , ist auch eine Version von Ave Maria drauf. Dann kam etwas von einem Franzosen , den ich nicht kannte und anschließend wurde noch mal die Toccata angestimmt . Also ich denke, man kann das Gehörte durchaus als Requiem für den toten Papst verstehen .


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Das anschließend besuchte Paprika-Museum – das einzige auf der Welt – fand ich weniger spektakulär. Nur eins hab ich mir gemerkt. Das, was man in die Deutschland so gemein hin als Paprika bezeichnet , sind Gemüsepaprika und die kommen gar nicht aus Ungarn , sondern Paprika aus Ungarn ist in Deutschland unter Peperoni bekannt. Anschließend kam noch ein Besuch im Haus der Volkskunst dazu, der aber glaub ich nur dazu diente, dem Souvenir-Laden auf dem Gelände etwas Umsatz zu bescheren . Ich kaufte nichts.

Um 13.30 , wieder zurück an Bord , gab es Mittagessen . Natürlich wieder 4 Gänge. Um 16.00 war Kaffee- und Teestunde , wo man Kuchen bekommen konnte (hab ich ausgelassen). Um 16.30 machten wir dann zum ersten Mal Bekanntschaft mit den Zollbehörden außerhalb der EU. Wir erreichten Mohacs , wo wir Ungarn – und damit die EU – verließen und nach Serbien einreisen wollten . 2 Stunden dauerten die Einreiseformalitäten . Während dessen hielt das Schiff zwar , aber wir durften nicht von Bord . Bei den nach wie vor hervorragendem Wetter lag ich gemütlich auf dem Sonnendeck . Bis eine Durchsage durch den Laufsprecher kam, daß die Behörden nicht wollten , daß sich jemand außerhalb auf dem Schiff aufhält. Wir mussten in unsere Kabinen. Die Gesichtskontrolle konnten wir hier noch einmal abwenden .

Nicht so nach den 2 Stunden auf der serbischen Seite der Grenze. Zwar verhandelte unser Käpten mit den Behörden , aber die Serben sind ein so sturres Volk , daß sie auf eine Gesichtskontrolle bestanden . Nun mussten alle Passagiere zur Rezeption und ihre Kabinennummer nennen. Daraufhin zog man den Paß aus dem entsprechenden Fach heraus , der Grenzer war einen kritischen Blick auf das Bild im Paß und verglich es mit dem Menschen , der vor ihm stand . Das war natürlich reine Schikane und so langsam bekam man eine Vorstellung davon , wie gut – bei allem was man gegen sie haben kann – die EU doch ist. Hier schien der eiserner Vorhang doch noch nicht ganz abgerissen . Eindringlich warnte der Lautsprecher davor, bei der Gesichtskontrolle einen dummen Spruch zu reißen. Die Serben sind äußerst humorlos.


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Mehr Humor brachte nach dem Abendessen , daß um 19.00 Uhr war und wieder aus 4 Gängen bestand , die Show von Uli Lottmann , dem Alleinunterhalter an Bord , der mit Zaubertricks und ganz guten Sprüchen sein Publikum unterhielt. An dieser Veranstaltung nahm ich teil . Der Spruch des Tages : „In jeder Minute, die Du im Ärger verbringst , versäumst Du 60 glückliche Sekunden Deines Lebens.:“ Das Schiff nahm Kurs auf Belgrad.

Tag 5

Als ich an diesem 5.Tag erwachte , staunte ich. Eigentlich sollten wir gegen 9.00 Uhr in Belgrad sein und es war jetzt ungefähr 7.00 , aber das Schiff fuhr nicht . Noch bevor ich das Frühstückbuffet erreichte , sollte sich dieses Rätsel lösen. Eine Lautsprecherdurchsage machte klar , wir liegen noch in Novi Sad. 1999 hatten die Serben, die schon den ersten Bosnienkrieg vom Zaun gebrochen haben , das Kosovo mit Panzern besetzt. Der Kosovo ist eine autonome Provinz innerhalb des Gebildes, was man als Rest-Jugoslawien kennt , und ist mehrheitlich von Albanern bewohnt. Diese wollten unabhängig werden. Als Milosovic – damaliger Herscher in Belgrad – die Truppen nicht zurückziehen wollte , machte die Nato Druck. Was schließlich in Luftangriffen auf Belgrad und eben Novi Sad endete. Bei dieser Gelegenheit haben die Amerikaner alle Brücken in Novi Sad kaputt gebombt. Einige konnten wieder hergestellt werden . Behelfsmäßig errichteten die Serben eine Pontonbrücke in Novi Sad, damit das Verkehrschaos etwas beherschbar war. Unter einer Pontonbrücke kann aber kein Schiff drunter her fahren . Deswegen muß die Brücke geöffnet werden, wenn der Schiffsverkehr auf der Donau fließen soll. Eigentlich war verabredet , daß die Behörden dieses heute nacht um 4.00 Uhr tun sollten . Aber die Serben hatten keine Lust dazu . Mal ist Hochwasser , mal ist Niedrigwasser , die offizielle Begründung , warum sie die mittleren Ponton nicht zur Seite ziehen . Ich persönlich vermute ja, daß die Serben sich nur an der internationalen Gemeinschaft rächen wollen und deshalb auf stur schalten .


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Zunächst wurde das Problem mal so gelöst , daß der Ausflug , der ursprünglich für heute Nachmittag geplant war , nämlich die Besichtigung von Novi Sad , auf den Vormittag vorgezogen wurde . Die gewonnene Zeit wollte man für intensive Verhandlungen nutzen . Ich sollte noch erwähnen , daß ich eigentlich den Ausflug Belgrad bei Nacht gebucht hatte , der aber aufgrund zu geringer Teilnehmerzahl nicht zu Stande kam. Somit hab auf diese Besichtung von Novi Sad umgebucht.

Der Ausflug startete mit einer Besichtigung der Innenstadt von Novi Sad , wobei es nichts wirklich spektakuläres zu sehen gab. Aber ich hatte meinen Fuß zum ersten Mal auf serbischen Boden gesetzt . Weiter ging es mit einer Stadtrundfahrt durch Novi Sad. Mich als Kind des Friedens , der nie Krieg live erleben musste , hat es dann schon beeindruckt , die Schäden in den Gebäuden zu sehen , die durch die Raketen der Amerikaner angerichtet worden sind. Diese sind nicht repariert worden. Zunächst kam mir in den Kopf , wie es wohl im Irak aussehen mochte , wenn zwei singuläre Schläge hier schon so einen Schaden anrichten können . Unsere Reiseleitung – eine einheimische Fremdführerin – betonte bei jeder Gelegenheit , den Nato-Angriff von 1999 . Sie sagte nichts über dessen Ursachen , sondern stellte die armen Serben als Opfer dar und was für eine schreckliche Katastrophe dieser Nato-Angriff gewesen sei.

Unser Stadtrundfahrt führte zu einer Festung hoch über Novi Sad , die Peterwardejn-Festung. Hier hat eine Schlacht zwischen den Türken (Osmanisches Reich) und den Österreichern (Habsburger) stattgefunden . Die Türken belagerten die Festung . Es war August und trotzdem gab es kurz nach Beginn der Auseinandersetzung einen leichten Schneeschauer. Das werteten die Türken als böses Omen und zogen sich zurück. Die Österreicher hatten gewonnen . Wir konnten aber nun ohne Schwierigkeiten die Burg einnehmen und das Cafe auf der Aussichtsterrasse belagern. Dort bekamen wir ein Getränk unserer Wahl spendiert . Ich entschied mich wegen des warmen Wetters zu Bitter Lemon – ohne Wodka. Auf der Terrasse sitzend und den Ausblick auf Novi Sad genießend , bekam ich mit , wie die Reiseleiterin mit dem Schiff telefonierte und anschließend mitteilte , daß es unwahrscheinlich sei , daß die Pontonbrücke – die man übrigens von hier oben gut sehen konnte – heute noch aufgemacht würde . Ob überhaupt wisse man noch nicht so genau.


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Unser Weg führte uns zunächst zu einem ablegenden Kloster, in dem es auch eine orthodoxe Kirche zu bestaunen gab. Das war nicht besonders spektakulär. Von da aus wurden wir zunächst zurück zum Schiff gebracht, wo es Mittagsessen (4 Gänge) gab. Am Tisch unterhielt ich mich mit meinen Beisitzerinnen , die den Vormittagsausflug nicht mitgemacht hatte , ob sie wüssten , wie es nun weitergehen würde. Aber auch sie hatten keine Ahnung . Per Lautsprecher wurde uns verkündet , daß wir per Bus nach Belgrad zur zweiten Stadtrundfahrt des Tages aufbrechen würden. Außerdem würden ein Abendessen in einem serbischen Restaurant mit Folklore genießen können , um dann anschließend in Belgrad wieder aufs Schiff zu gelangen , daß die Fahrt von Novi Sad aus ohne uns macht.

Auch bei der Stadtrundfahrt wurden wieder die Schäden gezeigt, die die bösen Amerikaner mit dem Nato-Angriff angerichtet haben . Man zeigte uns auch die chinesische Botschaft , die angeblich versehentlich Ziel der Amerikaner geworden war. Und ein Krankenhaus, das getroffen worden war , auch angeblich versehentlich. Dann kamen wir zum Wahrzeichen von Belgrad . Einem nackten Mann – schon merkwürdig diese Serben. Dieser steht auf einer Säule bei der Festung über der Stadt . Ursprünglich wollte man ihn in der Stadt aufstellen , da hat sich aber eine Organisation von Frauen gegen gewehrt , weil man Kinder keine nackten Tatsachen zeigen dürfe. So hat man ihn neben auf eine Säule gestellt und zwar so, daß er der Stadt den Rücken zudreht. Man hatte von hier oben einen schönen Blick aus die Save und die Donau.


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Nach der Festung ging es in die Altstadt , wo wir ein Lokal aufsuchten. Eine Musikgruppe versuchte uns mit serbischer Musik zu unterhalten . Das wäre nicht so schlimm gewesen , wenn das Essen was getaugt hätte . Der Schnaps vorher kratzte noch ganz ordentlich, aber das Hauptgericht , verschiedene Sorten Fleisch mit relativ wenig Kartoffel als Beilage , war kalt . Der Wein war – soweit ich mich erinnern kann – auch nicht besonders. Aber wenigstens klappte alles mit dem Schiff und durch die Rückfahrt hatte ich doch noch mein Belgrad bei Nacht , ohne dafür noch mal extra zu zahlen. Gerüchteweise hörte man aber, daß die Reederei doch ganz schon was gezahlt hat , daß diese Brücke aufgemacht wurde. Man hat zwei Schlepper angeheuert , die jene dann schließlich aufgezogen haben. Man hat aber auch gehört , daß sich schon einen alternativen Reiseablauf überlegt hatte, wobei die nächsten Ziele per Bus und Hotelübernachtung zu bewältigen gewesen wären .


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Belgrad bei Nacht

Tag 6

Dieser Tag war der erste sogenannte Flusstag , d.h. das keine Ausflüge stattfanden . Wir waren den ganzen Tag an Bord . In der Nacht , in der ganz friedlich schlief , erreichten wir die Grenze zwischen Serbien und Rumänien. Die Donau bildet diese Grenze. Als wir endlich aus dem Feindesland ausgereist waren , gab es so gegen 7.00 Uhr Frühstück . Zum Glück blieb das Buffet aber bis 9.30 stehen . In unserem Programm für heute war angebenen , daß wir um 8.00 Uhr die Kazan-Enge erreichen . Das stimmte nicht und das war gut so. Vermutlich weil die Grenzformalitäten mal wieder länger gedauert haben , kamen wir erst so gegen 10.00 zu dieser Stelle – also nachdem ich wach war und nachdem ich in Ruhe gefrühstückt hatte . Die Kazan-Enge – ich muß mir immer Mühe geben , sie nicht Kazaa-Enge zu nennen , was falsch wäre – fließt die Donau durch ein Massiv aus Kalkstein und Granitfelsen der Karpaten und des Balkangebirges. Die Katarakte bestehen aus drei Talerweiterungen und vier Engtälern. (aus dem Programm abgeschrieben) . Man kann sie in etwa mit norwegischen Fjorden vergleichen . Das sah auch die Frau von dem Winzer so, die mit mir in der Heckbar saß und die grandiose Landschaft bestaunte . Direkt an der Donau erhoben sich die Felsen . Es war landschaftlich wirklich die schönste Strecke . Trotz des lauten Schiffmotors war die Atmosphäre sehr friedlich und entspannend.


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Um 11.00 erreichten wir das Kraftwerk Djerdap (wobei ich mich auch bemühen muß, es nicht falscher Weise Djerba zu nennen) . Die gesamte Schleuse hat eine Fallhöhe von 34m , Djerdap I 20m. Um 12.30 gab es Mittag. (4 Gänge) . Und um 14.30 war Djerdap II erreicht , wo es die restlich 14m bergab ging.Um 15.30 gab es dann Informationen zu den Ausflügen im zweitem Teil der Reise – also auf dem Rückweg sozusagend. Um 16.00 gab es Kaffee und danach hätte man Bingo spielen können , was ich aber nicht gemacht habe . Ich saß während dieser Zeit , wie schon fast den ganzen Tag , an Deck. Genoß Natur und Frischluft und meine Zigaretten . Zwischendurch trank ich mal ein Bier oder eine heiße Schokolade, meistens jedoch einen vorzüglichen Cappuchino .


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Um 19.00 Uhr gab es Abendessen (4 Gänge) und anschließend war eine Wodka-Probe angesetzt , an der ich nicht teilnahm . Wie schon in Russland bestand die Wodka-Probe auch hier aus 5 verschiedenen Wodka-Sorten und danach hätte man mich in die Kabine tragen müssen. Wenn ich mir vorstelle , auf 5 Wodka noch eine und dann an Deck eine rauchen ... Ich sehe Farben , sage ich dazu nur. Der Spruch des Tages ist : Alle Menschen sind klug. Die Einen vorher , die Andren hinterher. (chinesisch) .


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Tag 7

Wieder ein wettermäßig sehr schöner Tag brach heute um 7.00 Uhr an . Heute musste ich etwas früher aufstehen, da ein Ausflug angesetzt ist. Ich hab übrigens keinen Wecker mit, bin aber trotzdem fast immer rechtzeitig wach geworden . Komisch , wenn ich arbeiten muß, werde ich trotz 3 Wecker nicht wach. Wir sind nun endgültig in Rumänien angekommen und erreichten Giurgiu um 8.30. Dann kam wie üblich der Zoll , was es außerhalb der EU eben immer noch gibt . Es kam wieder zu einer Gesichtskontrolle. Dieser Ausflug war der erste Ganztagsausflug und er ging nach Bukarest . Mich fasziniert immer die Vorstellung , daß ich ein fremdes Land bereise , was man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Vor 15 Jahren – also vor der Wende – wäre diese Reise völlig unmöglich gewesen . Auf der Busreise nach Bukarest , eine Stadt , die ich wahrscheinlich so schnell nicht wiedersehen werde , erzählte uns der einheimische Reiseleiter ein bißchen was von der Geschichte von Rumänien. Im ersten Weltkrieg haben die Rumänien auf der Seite Deutschlands gekämpft – und verloren. Im zweiten Weltkrieg haben wieder mit den Deutschen gekämpft – und verloren . Und dann kamen die Russen , die über 40 Jahre blieben. Die Russen machten aus Rumänien ein sozialistisches Bruderstaat , führten Planwirtschaft ein und das Land ging fast bankrott . 1968 gab es den berühmten Prager Frühling , wo die tschechische Regierung wagte, eine menschliche Form des Kommunismus zu leben. Dann kamen die russischen Panzer und es wurde wieder Winter in Prag . Der einzige , der das nicht gutfand , war ein gewisser Herr Chaucescou und der sagte offentlich was dagegen . Der Mann war Präsident von Rumänien und der war ab da sehr beliebt im Westen. Im seinem eigenen Land herschte er mit eiserner Hand. Der Typ war aber leider einfach komplett größenwahnsinnig . Das kann man auch an seiner Archtektur in Bukarest sehen . Der größte Gebäude der Welt (von der Fläche her) steht nämlich genau da. Das Parlamentsgebäude – glaub ich – ist das.


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Die Wohnblocks sind noch mehr momentaler als in Moskau oder St. Petersburg , und alles ist gerade wie direkt vom Reißbrett kopiert . Die längste Prachtstraße , bis dahin in Paris , gibt es in Bukarest und sogar einen Triumphbogen hat das Paris des Ostens. Diese Stadtplanung , die Stadt Bukarest , hat mich unheimlich fasziniert. Architektur der reiner äußeren Wirkung wegen . Keine Kompromisse auf Bedürfnisse der Bewohner oder eines gewachsenen Stadtkern. Was stört – wie zum Beispiel Kirchen – werden beiseite geschoben. Die abstrakte Stadt aus Stein errichtet . Heute hängen an der sozialistischen Prachtarchitektur allerdings riesige Werbeplakate von Westfirmen , die so in ihrer Größe sicherlich auch ihres gleichen suchen müssen .


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Übrigens ist Rumänien das einzige Land im ehemaligen Ostblock , wo die Wende nicht ganz friedlich lief. Chaucescou und seine Frau hat man gefangengenommen , abgeurteilt und hingerichtet . Wie bei der französisches Revolution hat es hier noch richtige brennende Barikaden gegegeben. Die Orte , wo diese gestanden haben und den Platz der Helden , zeigt man uns natürlich auf der Stadtrundfahrt . Und auch den Ort – das Haus der kommunistischen Partei – wo Chaucescou die Paraden abgenommen hat. 16 Jahre später stehe ich als Westtouri davor und knipse mit meiner japanischen Digitalkamera Fotos davon. Das ist eigentlich kaum zu glauben . Genauso wenig wie die Geschichten des Reiseleiters , der uns vom Leben im Kommunismus erzählte , nachdem das Interesse aus dem Westen nachgelassen hatte . Mitten in Europa – so ein Unsinn , aber das gab es wirklich. Also Bukarest hat mich sehr beeindruckt


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Das Museumsdorf , was wir auch noch besuchten , eher weniger . Nicht weit davon entfernt aßen wir Mittag in einem Restaurant . Zur Begrüßung gab es erst mal einen Schnaps mit ein wenig Brot – und einer leckeren Kräutermischung . Im Lokal kam die unausweichliche lokale Folklore , die aber gar nicht mal so schlecht war . Ich konzentrierte mich mehr auf mein Essen als auf die Musik . Als ich plötzlich denke : Das kennst du doch ! und ich summe mit . Und beginne zu überlegen . Woher kenn ich das ? Es klang zunächst nach Skyclad , doch mir wollte das Lied nicht einfallen . Ich dachte weiter bis ich drauf kam. Das Lied ist auf der Begegungen von Peter Maffay und ich errinnere mich , daß als Künstler ein rumänischer Name angegeben ist. Da fährt man Hunderte, ja Tausende von Kilometer , um am andere Ende von Europa Musik zu hören , die ich auch zu Hause auf dem CD-Spieler hören könnte . Die spielen meine Musik .

Als ich das Essen aufhab , will ich mir eine rauchen , aber mein Gegenüber ist noch nicht fertig mit speisen . Ich hole aber schon mal meine Kippen aus der Jacke und lege sie auf den Tisch. Daraufhin zischt mir ein Rentner – über 70 schätze ich – zu : „Wenn sie das jetzt machen , kotze ich ihnen über den Tisch .“ Ich überlege kurz und entscheide mich dann dazu , das Lokal zu verlassen – die Musik war eh zu Ende – und draußen zu rauchen . Ich gehe ein wenig spazieren in einem kleinen Park , lasse mich von Sonne bescheinen und genieße die 15 bis 20 Grad . Herrlich – und die haben meine Musik gespielt . Als ich zu meinem Platz zurückkomme , um meine Jacke zu holen , sagte derselbe Rentner , daß es sehr anständig gewesen sei , daß ich raus gegangen wäre .

Auf der Fahrt nach Olenita , wo wir wieder das Schiff besteigen werden , erzählt uns der Reiseführer noch ein paar Gruselgeschichten aus dem Reich des Kommunismus . Apropos Gruselgeschichten . Ich hab auch das Denkmal von Vlad Tepesch , dem Pfähler , also Graf Dracula himself , gesehen . Ansonsten war viel von dem allgegenwärtigen Verfall zu sehen , der auch nach dem Sozialismus noch vorherscht.&xnbsp; Um 16.00 waren wir wieder an Bord.

Um 19.00 gab es Abendessen (4 Gänge) und anschließend fand im Musiksalon ein Nudelquiz statt . Dabei geht es nicht darum , möglichst viel über Pasta zu wissen , sondern für jede richtige Antwort gab es eine Nudel. Wer am Ende die meisten Nudeln hat , hat gewonnen . Ich saß wie üblich allein am Platz. Da aber Gruppen gebildet werden sollten , gesellte ich mich zum Nachbartisch . Und natürlich , wir haben gewonnen , wobei ich wohl ganz hilfreich war . Wir gewannen eine Flasche Merlot und ich wurde meinen Ruf als Datenbank gerecht . Ich bin nämlich als einziger auf die Lösung einer Denksportaufgabe gekommen . Die ging so : Der ihn abgibt , der will ihn nicht . Der ihn bekommt , der braucht ihn nicht und der , der ihn benutzt , der sieht ihn nicht . Zunächst tappte ich völlig im Dunkeln , bis ein Gast mit der Lösung „Blindenstock“ daneben lag und die Reiseleiterin , die das ganze moderierte auf die Frage : „Ist er nicht blind ?“ antwortete : „Nein schlimmer. !“ Ab da wusste ich die Antwort, sie lautet : „Der Sarg“.


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Tag 8

Um 7.00 erreicht unser Schiff Izmail in der Ukraine , um dort die Einreiseformalität zu erledigen . Izmail ist auch der Heimathafen der MS Ukraina . Somit freute sich die Besatzung , ihre Familien und Freunde wieder zu treffen . Ich begann den Tag mit einem Frühstück , um mich dann wieder an Deck zu entspannen . Gegen 10.30 erreichten wir dann Vilkovo . Unsere Reiseleiterin hatte uns schon erzählt , daß es hier zur Begrüßung eine kleine Zeremonie geben würde . Am Anleger stand der Dorfälteste , der wirklich so aussah wie man sich einen ukrainischen Ältesten vorstellt . Weiße Haare , einen kräftigen weißen Vollbart , etwas stämmig und mit einem Lächeln im Gesicht . Er hielt Brot und ein kleines Glas in der Hand , in dem natürlich in diesem Teil der Welt nur Wodka sein kann . Man sah der Französin – unsere Reiseleiterin - an , daß sie den Wodka nicht wirklich gerne trank und der Mann lächelte noch breiter , als sie ein wenig husten musste . Es standen aber auch noch 5 Mädchen und ein Junge am Kai , die ziemlich bunt angezogen waren . Ob das wirklich eine Tracht aus der Region war , sondern von der letzten Karnevalssitzung übriggeblieben ist , weiß ich nicht , auf jeden Fall stimmten die Kinder (10 Jahre ungefähr , vielleicht etwas jünger) ein Liedchen zu unserer Begrüßung an . Dann tanzten sie dazu. Wenn ich eine solche Begrüßung in Bukarest erlebt hätte , hätte ich geschimpft , daß die Tourismusindustrie nicht mal vor Kinderarbeit zurückschreckt und diese ausbeutet . Hier in Vilkovo wirkte das aber noch authentisch .


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Nach dieser Zeremonie hatten wir Gelegenheit , Vilkovo auf eigene Faust zu erkunden. Und die Reiseleitung wusste genau, warum sie keine Führung angeboten hatte , denn es gab dort absolut nichts zu sehen . Es sei denn , man interessiert sich für ärmliche Verhältnisse mit notdürftig reparierten Häusern . Das etwas interessante war die Kirche der Stadt – in der gerade eine Totenfeier abgehalten wurde . Ich fand es unpassend ,als Touri diese Feier zu stören . Als weiteres Highlight gab es einen Wochenmarkt , auf dem ein ziemliches Gedränge herrschte. Es mag ungerecht sein , aber ich hatte da doch etwas Angst alleine drüber zu gehen – vor allem wegen der allgegenwärtigen Gefahr des Taschendiebstahls . Ich hielt mich nur kurz in Vilkovo auf und bin zurück zum Schiff .


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Um 12.30 war Mittagessen angesetzt (4 Gänge). Für den Nachmittag stand ein weiteres Highlight auf dem Programm . Eine Bootsfahrt mit einem kleinerem Schiff durch das Donaudelta , was wir ja nun erreicht hatten. Dieses ist ein Vogelparadies und eine Schilflandschaft. Der Wind, der dort pfiff, war sau kalt , so daß ich es nicht lange an Deck aushielt . Innerhalb des Schiffes konnte man aber auch die Landschaft genießen . Vögel habe ich allerdings kam gesehen und ich muß sagen , daß ich die Fahrt eher langweilig fand. Irgendwann kam dann ein Besatzungsmitglied und servierte jemand Passagier das einheimische Allheilmittel – Wodka – und dazu rohen Fisch mit Weißbrot. Das diente dazu , den eigentlich Grund für diese Bootsfahrt zu feiern . Wir erreichten nämlich kurze Zeit später , den sogenannten Kilometer 0 . Normalerweise werden Flüsse von der Quelle bis zur Mündung kilometriert. Da man sich bei der Donau aber nicht auf eine wahre Quelle einigen konnte , macht man es da umgekehrt . Kilometer 0 ist also bei der Donau die Mündung – und dort fließt sie ins schwarze Meer . Wir hauten uns den Wodka in den Kopf und beglückwünschten uns, daß wir lebend unser Ziel erreichten haben ...ab jetzt geht es heimwärts .


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Um 16.30 hätte man Kaffee trinken können und um 19.30 gab es Abendessen . Ich saß wieder meistens an Deck oder hörte Noa in der Kabine . Das war heute ein persönlicher 9ner Tag und tatsächlich bedeutet es eine mentale Neubewertung , daß wir nun den Scheitelpunkt unserer Reise überwunden hatten . Die Gedanken gingen jetzt doch ab und zu in die Heimat , was ich bisher erfolgreich ausblenden konnte .

Tag 10

Der 10.Tag war wieder ein Flusstag , was dazu führte , sich mehr Gedanken zu machen . Ich saß viel an Deck und trank meinen Cappuchino . Aber ich muß zugeben , daß ich diesen Tag eigentlich verpennt habe . Jeden Tag um 7 Uhr aufstehen macht einen doch sehr müde auf die Dauer . So hab ich mir mein Mittagsschläfchen gegonnt . Am heutigen 1ser hab ich mich auch endlich den beiden Beisitzerinnen im Speisesaal namentlich vorgestellt , was ich schon längst hätte tun sollen . Beim Mittagessen wurde Eintrittskarten für die große Tombola verkauft , die nachmittags stattfinden sollte. Da jedes Los gewinnt , waren die 6 Euro nicht mal ganz so teuer und deshalb hab ich mir ein Los gekauft . Bei der Tombola räumte dann der Souvenirladen an Bord sein Lager leer , und als Gewinne wurde allerhand Tinnef aus seinem Angebot unter die Leute gebracht. Richtig peinlich waren dann die Showeinlagen , die einige Gewinner machen mussten . Einige gewannen ein Kopftuch , was sie sich umbinden mussten , um damit zu tanzen – und ich betete , daß ich das nicht machen muß . Das wäre mir echt zu peinlich gewesen . Dann gewannen einige Holzlöffel mit ukranischen Motiven , die man gegeneinander schlagen kann , um damit Musik zu machen , was diese „Gewinner“ dann auch machen mussten . Mein Los kam erst als letztes dran . Ich bekam den Hauptgewinn...eine große , handgewobene Scherpa ...kann ich echt super gebrauchen und dafür zahlt man nun 6 Euro . Es herschte einiges Gelächter im Saal , als mein Gewinn verkündet wurde und ich auf die Bühne musste . Die Reiseleiterin hatten etwas Mitleid mit mir und sagte , ich könne das Dingen im Souvenirshop auch gegen etwas anderes umtauschen . So kam meine Mutter zu ihrer Matruschka – diese russischen Puppen , die sich ineinander stappeln lassen ...

An dem Tag passiert ansonsten nicht viel .


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Tag 11

Am 11. Tag stand mal wieder ein Ganztagsausflug auf dem Programm. Deshalb war das Frühstück eine halbe Stunde früher als gewöhnlich. Gegen 7.30 erreichten wir Nikopol , was auf der bulgarischen Seite der Donau lag. Die Donau bildet hier die Grenze zwischen Bulgarien und Rumänien . Über Lautsprecher erfuhren wir , daß es an dieser Grenze – immer hin zwischen zwei sozialistischen Bruderländern – einen Schießbefehl gab. Leider hat man nicht gesagt , von welcher Richtung geschossen wurde. Durften die Bulgaren oder die Rumänen nicht raus ? Es sollte ein Geheimnis bleiben. Der Zoll nahm sich auch einige Zeit in Anspruch und ich sage noch mal, so schlecht , wie man immer denkt, ist die EU doch nicht.

Gegen 8.30 konnte wir unseren Ausflug antreten . Ich habe diesen eigentlich nur gebucht , weil gestern ein Flusstag war und Morgen und Übermorgen noch jeweils einer folgen würde . Und 4 Tage in Folge an Bord kann zu einem Lagerkoller führen . Zunächst fuhren wir mit dem Bus Richtung Pleven . Unterwegs schaut man sich natürlich auch die Gegend an. Etwas , was zwar auch in Rumänien und Serbien so war, fiel mir richtig auf. Überall liegt Müll herum. In jedem Blickausschnitt irgendwelcher Abfall , hauptsächlich Plastik . Die Häuser fügten sich prima in den Eindruck des Verfalls ein. Die Straße ist eine Ansammlung von Schlaglöchern , und die Nebenstraße sind meistens nicht asphaltiert . Die Gegend machte einen erschreckend ärmlichen Eindruck. Ein ziemlicher Kontrast zu dem Luxusleben an Bord. Und dieses Notstandsgebiet soll wirklich in die EU ?

Wir erreichten Pleven und bekamen in einem Cafe erstmal einen Kaffee , wobei man natürlich etwas verkaufen wollte. Diese Gegend ist berühmt für die weinenden Rosen . Hier wird Rosenöl hergestellt . Ich dachte sofort , daß das was für Miss Wellness sein könnte – und kaufte es für einen 1 €. Danach ging es zu einem Museum. Das sogenannte Panorama-Museum. Und das hat mich wirklich beeindruckt . In Bayern gibt es so was auch , und da war ich als Kind mal . Ich kann mich nur noch schwach daran erinnern . Der höchste Raum der Anlage hier in Pleven war fensterlos , groß und rund . Hat man ein 360° Panorama einer wichtigen Schlacht gegen die Türken gemalt und davor Beton bearbeitet , wo sich richtige, historische Gegenstände befanden. Diese optische Täuschung war so perfekt , daß man sich plötzlich wie im Jahr 16 und ein paar kaputte mitten in der Schlacht fühlte . Ich versuchte , den Übergang von Beton zu Gemälde zu fixieren , aber es gelang mir nicht . Man war in der Szenerie gefangen . Unglaublich.


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Nach dem Museum ging es auf eine Stadtrundfahrt . Oder besser Stadtrundgang , denn wir wurden nur mit dem Bus ins Zentrum gefahren . Zunächst zu einer orthodoxen Kirche , die nicht wirklich spektakulär war .


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Von da aus ging es zu Fuß durch die Fußgängerzone . Kaum hatten wir ein paar Meter zurückgelegt , hatten wir Begleiter . Eine Gruppe Zigeuner hatte sich uns angeschlossen . Eindringlich warnte uns Reiseleitung auf unsere Wertsachen zu achten. Schon vor Beginn des Landgangs wurde auf ausgeprägten Taschendiebstahl in Pleven hingewiesen . Nun ist es nicht unbedingt entspannend mit zugehaltenen Taschen und dem misstrauischen Blick gegenüber den Einheimischen touristische Sehenswürdigkeit zu bestauen . Ja , man traute sich nicht mal, den Fotoapparat auszupacken . Auch wenn Pleven selber nicht so verfallen wirkt , hat doch die Überlandfahrt gezeigt , wie arm die Leute hier sind . Das die einen Haß auf die reichen Ausländer haben , kann ich gut nachvollziehen. Wir bestaunten dann noch das Rathaus und ein Mausoleum , hatten ein wenig Freizeit , in der ich mich auch nicht traute , alleine durch die Gegend zu laufen , um dann unser Mittagessen außerhalb der Stadt einzunehmen .


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Zur Begrüßung bekamen wir wieder den obligatorischen , landestypsischen Schnaps , der diesmal wirklich kratzte . Das Essen war glaub ich ganz passabel . Dazu gab es eine Folklore-Darbietung . Wenn man die Musik beschreiben sollte , könnte man sagen , Ozzi singt Skyclad . Ich fand das so faszinierend , daß ich mir eine CD davon kaufte ...ich muß aber sagen , daß es wohl eher die Atmossphäre in dem Lokal war als die Musik selber , die mir gefiel , denn auf dem CD-Player an Bord gefiel mir die Musik überhaupt nicht mehr.

Die Rückfahrt machte noch mal deutlich , daß es doch ganz gut ist , daß wir die Grünen an der Regierung haben. So viel Müll und Dreck am Straßenrand hab ich noch nie gesehen . Und der Zustand der Straßen war so schlecht, weil wir in Richtung Oriachovo Nebenstraßen fuhren , daß man sie kaum als eine solche bezeichnen konnte . Wie lächerlich sind die Diskussionen in Deutschland ? – Uns geht es glänzend , wenn man diese Armut sieht .

„Das ist das neue Europa“

Um 16.00 erreichten wir unser Schiff . Es nahm Kurs Richtung auf Belgrad und die Brücke von Novi Sad . Ich trank heute die Flasche Wein mit dem Mitreisenden , mit denen ich das Nudelquiz gewonnen hatte . Ansonsten passierte nicht mehr viel an Bord .

Tag 12

Heute war ein Flusstag . Morgens passierten wir nochmals die Kazan-Enge , wobei ich wieder – in der Heckbar sitzend und Cappuchino schlürfend – die Landschaft genoß . Danach ging ich meine Kabine , hörte Noa , bis aus dem Lautsprecher die Aufforderung drönte , man solle unverzüglich im Musiksaal erscheinen .


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Der Meeresgott Neptun habe sich des Schiffes bemächtigt . Eigenwillig verkleidet , bot die Besatzung ein Schauspiel , bei dem der furchtbare Neptun uns Unwürdigen die Weiterfahrt auf der Donau erlauben sollte. Daraufhin bekamen sie einen albernen neuen Namen. Hier an Bord war das Getränk natürlich Wodka und es kam aus einer Spritze direkt in den Mund . Einen dämlichen Namen gab es auch hier . Diese Veranstaltung gefiel mir nicht besonders .

Ein sehr wichtiger Termin war um 14.00 Uhr . Es war wieder Duty-Free-Verkauf und ich konnte Zugaretten für 15 Euro die Stange nachkaufen .

Am Nachmittag hab ich dann mit zwei anderen älteren Damen gekniffelt , wobei sie eine Variante spielten , die mir bis dahin unbekannt war . So langsam begann die Interaktion mit den anderen Reisenden . Gegen Abend war eine Weinprobe angesetzt . 5 verschiedene ukrainische Weine wurde getestet. Zunächst ein Weißwein , der halb trocken war . Dann einen weiteren Weißwein . Das Problem war nicht der Wein an sich , sondern das man für ein halbes Glas nur so 5 Minuten Zeit hatte . Nachdem zweiten Glas – ich hatte vorher schon ein Bierchen zu mir genommen – ging mir die Lampe an. Aber es folgten ja noch 3 weitere . Der 3. Wein war ein Rotwein , der mir nicht schmeckte . Der 4 war ebenfalls ein Rotwein und ich merkte sehr deutlich , wie der in den Kopf ging . Da war ich wirklich ein wenig besoffen . Der 5. war ein sogenannter gekochter Wein. Es klingt nicht nur abstoßend , Wein zu kochen , es schmeckt auch so. Fürchterlich süß und der Wein hatte 16 Umdrehungen . Ich musste mich ehrlich zusammenreißen , um nicht über die Tischplatte zu kotzen . Und dabei eben diese hohe Sauftempo . Nach der Weinprobe war ich so fertig , das ich in die Kabine schlafen legte

.


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Tag 13

Dieser Tag war wieder ein Flusstag . In der Nacht passierten wir ohne Probleme die Pontonbrücke von Novi Sad. Wer wollte konnte um 11.00 Morgens zum Frühschoppen an die Heckbar kommen. Ich war zwar da, aber Lust auf Alkohol hatte ich irgendwie nicht. Die soziale Interaktion ging weiter . Ein älteres Ehepaar – so um die 70 schätze ich , war ganz erstaunt , daß ich noch einen Arbeitsplatz hatte . Ihr Enkel sei seit 2 Jahren arbeitslos . Sie kamen aus MacPomm . Ich entspannte auch an diesem Tag hauptsächlich an Deck und genoß die Landschaft , die Sonne und die frische Lust. Genauso wie den herrlichen Cappuchino , das frische Bier vom Faß und meine Zigaretten , wobei ich ab und an mal Foto schoß . Die Reiseleitung hat einen Videofilm , den man auch als DVD erwerben kann , von unserer Reise gemacht . Den ersten Teil konnte man sich um 16.00 , während der Kaffee- und Teestunde im Restaurant angucken , was ich getan habe . Es widerspricht aber meiner Ehre als Fotograph , nicht selbstgeknipste Bilder in einen multimedialen Urlaubsfilm aufzunehmen . Deswegen hab ich ihn nicht gekauft . Ein besonderer Service wurde Geburtstagkinder an Bord geboten , denn ihre Feier konnte mit den Film eingeschnitten werden .

Anschließend gab es Informationen , wie denn das Ausschiffung ablaufen würde . Wir befinden uns eben auf den Rückweg und wir kommen jeden Tag der Heimat näher und unaufhaltsam nähert sich der Trip seinem Ende .


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Das Abendessen war heute ein Piratenessen . Es gab die Möglichkeit sich zu verkleiden . Leider hab ich mein Running Wild T-Shirt nicht dabei gehabt . Deshalb hab ich mich auch nicht weiter verkleidet . Das Essen bestand aus der Vorspeise : Flussgurke in Froschlaich eingewickelt . Dann : Grüngefärbte ukrainischer Deltabrühe. Aus Hauptgericht zur Auswahl : Gewalztes Schwein aus Dänemark mit gekochten Donausteinen und Uferwurzelholz oder als anderer Alternative : Gehacktes Rindskind mit gekochten Donausteinen und Algen. Als Nachtisch: Eingedicktes faules Obstwasser , dazu dunkles Tümpelwasser und abschließend Milch vom Hammerhai ...Das war die Scherzspeisekarte , die zu dem völligem Chaos auf dem Tisch passte . Aber eigentlich gab es ein Büffet . Auf dem anschließenden Piratenball hab ich noch mit der Gruppe sozial interagiert , die mit mir das Nudelquiz gewonnen hat .

Tag 14

An diesem Tag haben wir Budapest erreicht . Wir lagen an der Pester-Seite der Donau vor Anker . Zunächst gab es Frühstück , während die Beamten des Zolls ihre Arbeit erledigten . Schließlich sind wir ein ukrainisches Schiff , das von außen in die EU rein möchte . Das kann Probleme machen, davon kann unser Außenminister Fischer ein Liedchen singen . Um 8.30 begann die Stadtrundfahrt . Ich war vorher , im Gegensatz zu vielen anderen Gästen , noch nie in Ungarn . Man muß wissen , daß hier der Anfang der sanften Revolution gemacht wurde , in dem die Ungarn die Grenze nach Österreich öffneten . Ob man sich wirklich über die Grenzöffnung freut , ist eine andere Sache . Auf jeden Fall gibt es in Budapest den Heldenplatz und ein Burgviertel haben die Ungarn auch . Dort gibt es auch eine Kirche. Das Parlament ist auch sehr sehenswert . Nachdem man aber schon so viele Städte gesehen hat auf dieser Reise , ist das alle nicht mehr so spektakulär. Aber wichtig ist : Man war halt mal da.


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Nicht da war ich im Schloss Gödöllö – Ungarisch ist übrigens nur entfernt mit der finnischen Sprache verwandt , ansonsten hat es keinerlei Ähnlichkeiten mit europäischen Sprachen . Gödöllö ist das Schloß von Königin Sissi gewesen . Die war zwar mit Franz-Jösef verheiratet , liebte den aber nicht besonders , sondern hatte einen ungarischen Offizier als Geliebten . Deshalb war sie häufig in Gödöllo. Ich hatte überlegt, da Melanie Romy Schneider Fan ist , ihr ein kleines Andenken mitzubringen , aber ich mag diesen Kitsch – der dazu noch hochgegradig gelogen ist – nicht . So hielt ich mich von Sissi fern- ich mag das Aristokraten-Pack sowieso nicht. Stattdessen entspannte ich mich an Bord . Ich ruhte mich aus. An Deck oder in der Kabine mit Noa.

Abends stand dann der Ausflug , Budapest bei Nacht , an . Die Stadt ist wirklich sehr schön beleuchtet und ich mag ja diese Dämmerung , das künstliche Licht und Lichtinstallationen . Das ist auch der Grund , warum ich jeden Nachtausflug gebucht habe . Dieser hier Budapest führte uns nach einer kurzen Rundfahrt auf die Margareten , auf der wir Folklore zu sehen bekommen sollten. Eigentlich waren die Darbietungen ansich gar nicht so schlecht , aber das Umfeld – Tourismusindustrie . Eine große Halle mit langen Tischen , an denen auch andere Gruppen saßen , die Essen aufgetischt bekamen . Das ganze wirkte wie das Münchener Hofbräuhaus mit Zigeunermusik und Wein statt Bier – allerdings außerhalb der Session , denn die Halle war nicht voll. Wir bekamen – natürlich nachdem wir das übliche 4 Gänge Abendessen an Bord hatten – eine Gularsch-Suppe . Ubrigens ist Gularsch immer Suppe – das was der Deutsche als Gularsch kennt , ist eigentlich ungarischer Eintopf . Dazu gab es Wein – weißen und roten . Der Weiße schmeckte ein bißchen nach Petrolium – also nicht besonders . Der Rote ging , war aber auch nicht besonders . Als wir die Gularschsuppe gerade verdauten , gab es noch einen Palatschinken (so eine Art Pfannekuchen) mit Mohn gefüllt und eine süßen Pflaumensauce . Das fand ich doch sehr viel an Nahrung für einen Abend ...so hab ich die Pflaumensauce weggelassen .

Richtig vollgefressen ging es dann noch auf den Hausberg von Budapest – zur Freiheitsstatur . Dort hat man einen herrlichen Blick auf Budapest . Nur mit meiner Kamera sind Nachtbilder unheimlich schwierig . Durch die lange Belichtungszeit verwankeln die fast automatisch .


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Bitte beachten, das nur die linke Hälfte der Brücke beleuchtet ist. Stromausfall.

Tag 15

Um 2.00 wache ich auf , weil ich fast kotzen muß . Ich hab mich wohl deutlich überfressen . Ich schlafe aber ohne mich zu übergeben wieder ein. Um 7.30 gab es endlich mal wieder was zu essen , Frühstück . Heute steht wieder ein Ganztagesausflug auf dem Programm , der „Schönheiten der ungarischen Donau“ heißt . Er beginnt gegen 9.00.


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Die Tour begann mit einer Busfahrt in ein Künstlerdorf , was einen schönen Namen trägt, dessen ungarischen Schreibweise ich mir nicht gemerkt habe , und der lautet ausgesprochen Saint Andre. Da musste ich natürlich hin. Es hat mir dort auch ganz gut gefallen, auch wenn ich mir durch Unaufmerksamkeit – ein Schlagloch übersehen , fast den Fuß gebrochen hätte . Leider hatten wir keine Zeit , um in eins der Cafes zu gehen. Die Häuser waren mediteran farbig angestrichen und trotz der relativ viele Besucher hat sich es ein dörflichen Charakter bewahrt.

Wissen Sie was die Visegrad-Staaten sind ? – Gut, ich bin dahin auch nicht. Das sind Polen , Tschechien und Ungarn . Sozusagend der Teil des neue Europa , der sich jetzt in der EU befindet . Die haben nämlich ein Freihandelsabkommen geschlossen und zwar in Visegrad . Und warum erzähle ich das ? – Nun , weil wir uns jetzt nach Visegrad begaben . Das ist eine Burg , von der aus man das sogenannte Donau-Knie bestaunen konnte . Die Donau macht hier einen Knick nach Süden . 57 Stufen ging es noch zur Burg . Und mein Rücken – Wunder über Wunder – hielt . Auch wenn ich etwas außer Puste war , als ich oben ankam . Deswegen hab ich mir die nächsten 40 Stufen , die hoch zur ausgestellten ungarischen Krone führten , geklemmt . Der Ausflug war so gut getimed , daß wir unten im Knie unser Schiff sehen konnten , das ohne uns weitergefahren war.


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Von da aus ging es zum Essen in ein sehr schön gelegenes Restaurant , wo man einen herrlichen Blick hatte . Das Essen war glaub ich ganz gut . Das letzte Ziel dieses Ausfluges war der Dom von Esztergom. Ein eindruckvolles Bauwerk . Nach der Rückkehr aufs Schiff gab es am Abend das Kapitändinner , zu dem festliche Kleidung empfohlen wurde . Leider hatte ich nichts Festliches dabei . Ich wurde aber auch so in das Restaurant gelassen , um mich dort am reichhaltigen Buffet zu vergnügen .


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Tag 16

Das nächste Ziel ist Wien gewesen und wir erreichten die österreichische Hauptstadt gegen 8.00. Dann kamen die üblich Zollformalitäten . Ich frühstückte in dieser Zeit , um mich für die Stadtrundfahrt zu stärken. Wir besichtigten ein Denkmal , daß den Opfer des Faschismus gewidmet ist. Ich persönlich mag die Österreicher eigentlich nicht , weil sie immer so tun , als seien sie nur Opfer der Nazis gewesen und die Täter waren die Deutschen . Zum einen war Hitler Österreicher , denn er nur schließlich in Braunau geboren. Außerdem wollte er in Wien Kunst studieren , und man hat ihn nicht gelassen – kein Talent angeblich. Der Reiseleiter machte am Denkmal deutlich, daß auch in Österreich ein Umdenken beginnt und man sich seiner Vergangenheit stellt . Wir gingen weiter zur Hofburg , wo der Reiseleiter gründlich mit dem Bild aufräumte , was man durch die Sissi-Filme von den Habsburger haben konnte. Die sogenannte „gute, alte Zeit“ war in Wirklichkeit ein Polizei und Schnüffelstaat . Metternich mit seiner geheimen Polizei war allgegenwärtig . Man zog sich notgedrungen ins Privatleben zurück. Weiter geleitetet man uns zum Platz vor der Hofburg , wo einst Hitler den Österreichern , die „heim ins Reich“ gekommen waren eine Rede hielt. Wobei der den Jubel der Wiener entgegenehmen konnte . Nach 45 wollte es – wie in Deutschland – mal wieder niemand gewesen sein. Auf der anderen Seite der Straße steht ein Denkmal von Maria-Theresia , die der Reiseleiter als österrische Fruchtbarkeitsgöttin vorstellte . Der Typ war echt ziemlich locker drauf . Und der Mann brach noch ein Tabu. Er meinte , daß es in Wien eine wichtige Persönlichkeit gab , der ein absoluter Antisemit war und gegen die Juden hetzte und das tat er zu jener Zeit , als der junge Hitler in Wien war und es ist bekannt , daß er ein Anhänger desjenigen war. Wer hat den jungen Kunststudenten da denn wohl auf ziemlich krumme Gedanken ? Aber die Ösis haben ja mit den Nazis nichts zu tun , das waren ja nur die Deutschen .

Ein österreiches Ehepaar , das auch Gast auf unserer Kreuzfahrt ist , war regelrecht begeistert von dem Reiseleiter. Als Krönung kamen wir dann an einem Plakat der FPÖ – der Freiheitlichen – vorbei , auf dem es hieß : „Wien darf Istanbul werden .“ Die FPÖ ist die Partei des Herrn Haider , der Landeshauptmann in Kärnten ist oder war und das Ehepaar kam aus Kärnten . „Sowas dummes können nur die Freiheitlichen von sich geben.“ sagten sie dazu und wir waren mitten in die Innenpolitik Österreich gestolpert .


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Ebenfalls nicht unumstritten war der Architekt und Künstler Friedensreich Hundertwasser , der als Maxime hatte , daß keine Linie gerade sein dürfe und alles individuell , keine zwei gleichen Teile . Sicher kennt jeder das Hundertwasserhaus , was eben in Wien ist.Meine Mutter hat gleich 2 Bilder davon im ihrem Wohnzimmer aufgehängt . Da fuhren wir aber nicht hin. Sondern ganz in der Nähe ist das sogenannte Kunsthaus, daß der geniale Mann auch gestaltet hat . Dort gibt es Ausstellung zu bestauen und ein Cafe im Erdgeschoß , wo wir mit Sekt empfangen wurde . Ich hab mir auch den Luxus gegönnt , auf von Hundertwasser himself entworfene Toilleten zu gehen . Sie erinnern sich , keine gerade Linie , was auch für Wände und Fußböden gilt . Einmaliges Erlebnis . Danach ging es zurück zum Schiff.

Um 12 Uhr gab es Mittagessen. Am Nachmittag hätte eigentlich ein Ausflug zum Schlos Schönbrunn stattfinden sollen , aber es hatten sich nicht genügend angemeldet . Ich auch nicht. Ich entspannte mich nachmittags lieber an Deck , um nach dem Abendessen 18.30 , den Ausflug zu machen , auf den ich mich schon die gesamte Reise freue . „Wien bei Nacht“. Und das nur aus einem einzigen Grund : Ich will Riesenrad fahren im Prater . Und das tat ich dann auch . Bei Nacht wie gesagt .


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So eine Runde dauert nur so 10 Minuten . Man fühlt das Alter des Riesenrades . Man hat einen tollen Überblick über Wien und man sieht die Eisenkonstruktion , die an den Eifel-Turm in Paris erinnert . Was kein Zufall ist, sondern die dieselbe Firma ist für beide Dinge verantwortlich. Ich fand es toll.

Dann fuhren wir zu einem Heurigen. Ein Heuriger , das weis ja vielleicht nicht jeder , ist eine Gaststätte . Ursprünglich haben Weinbauern das Privileg erhalten , ihre selbsterzeugten Weine an die Bevölkerung ,ohne Steuern bezahlen zu müssen , auszuschenken. Das war dann meistens junger Wein. Ein echter Heuriger hat nur wenige Wochen im Jahr geöffnet . Dieser Heuriger war glaub ich kein Echter , ist aber egal. Der Wein hat mir sehr gut geschmeckt – und hatte nicht bei Beigeschmack von Petrolium. ¾ Liter hab ich davon getrunken , was half , die sogenannte Schrammel-Musik zu ertragen. Auch wenn die Frau, die sang, wirklich eine Augenweide war , und auch sehr gut sang , hätte sie lieber ruhig bleiben sollen . Solche Musik mag ich nun gar nicht. Es war trotzdem ein gemütlicher Abend – und für mich der Abschluß der Kreuzfahrt . Das letzte Highlight , sozusagend

Tag 17

Heute hätte Dürnstein auf dem Programm gestanden , doch es meldeten sich nicht genügend Leute für einen Ausflug . Ich auch nicht . Es war für mich ein Flusstag . Der letzte dieser Kreuzfahrt , denn morgen muß um 7.00 der Koffer bereits vor der Kabinentür stehen und um 9.00 müssen wir das Schiff verlassen haben . Ich genoß die schöne Landschaft der Wachau . Trank Cappuchino und lauscht dem Schiffsmotor , der sanft vor sich bluberte , während ich in meiner Heckbar saß. An diesem Tag erledigte ich das mit dem Trinkgeld . Den beiden hübschen jungen Bedienungen , die für mich zuständig waren, gab ich je 10 € und steckte noch 50 € in die Gemeinschaftskasse , weil das so üblich sei. (3 bis 4 € pro Tag) . Es war ein 8ter Tag. Ein bißchen soziale Interaktion stand dann auch noch auf dem Programm . Und ansonsten war ich traurig , daß der Urlaub zu ende geht . Außerdem hatte ich mächtig Respekt vor 8 Stunden Bahnfahrt zurück.

Am Nachmittag packte ich meinen Koffer , um ihn am Abend schon vor die Kabine zu stellen. Ebensfalls abends verabschiedete sich die Mannschaft mit einem eigenen Programm von uns .

„ Der Vater trank , die Mutter soff , Wodka der Firma Nemirof .“ oder „ Was wir hier gemeinsam haben , ist ein leichter Leberschaden .“ Solche und so ähnliche Sprüche brachte unser Bordanimateur Lottmann , den ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann . Alles hat Ende , auch diese wunderschöne Reise ...


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Tag 18

Aber die Fahrt war mit Ausschiffen leider noch nicht ganz zu ende. Nach dem Frühstücken bin ich , nachdem ich mich verabscheidet hatte , zu Fuß vom Kai zum Bahnhof . Mein Gepäck überließ ich der Transportfirma . 16 Tage lang hat mein Rücken kein Mucks von sich gegeben , jetzt auf dem Rückweg zum Bahnhof tut er wieder weh. Ich schleppe mich also mehr dorthin . Eigentlich sollte mein Zug erst am Nachmittag gehen , aber ich schaffte es , umzubuchen und einen Zug zu nehmen , der schon um 9.21 fuhr . Ich hatte gerade noch Zeit mich von meinen Besitzerinnen zu verabschieden . Der Versuch , meine Eltern telefonisch auf meine frühere Ankunft vorzubereiten scheiterte daran , das zu Hause ständig besetzt war . Und dann kam sie , fast 8 Stunden Bahnfahren. 8 Stunden an einem Fleck auf seinem Arsch sitzen . Das tut mit der Zeit ganz schön weh . Die Reise verzögerte sich am Rhein etwas , da sich im Bahnhof ein Mann das Leben genommen hat , in dem er sich vor einen Zug schmiß. Durch die polizeilichen Ermittlung war der Bahnhof gesperrt . In Köln stiegt ein Ausländer zu , der irgendwie einen asiatischen Eindruck machte und der ziemlich hackestramm war und der dann kurz vor Hagen in den Zug kotzte . Ansonsten ging die Rückfahrt eigentlich . Um 15.30 nahm ich mir ein Taxi und fuhr vom Bahnhof zu meinen Eltern ... Reise beendet.


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