Russland 2004


Zu dieser Zeit haben sich ein paar Tscheschenen gedacht , wir sprengen mal zwei Flugzeuge der Russland in die Luft . Passagiermaschinen . Dann ging in Moskau eine Autobombe hoch . Und schließlich nahmen Bewaffnete rund 1000 Menschen , hauptsächlich Kinder , in der bis dahin völlig unbekannten Stadt Beslan in einer Schule gefangen . Die Befreiungsaktion durch das russische Militär geriet zu einer kompletten Katastrophe und es sind über 400 Tote zu beklagen – auch hauptsächlich Kinder. Und ich mache Urlaub in Russland ...

1.Tag

Bereits früh am Morgen bin ich an diesem Tag zu meinen Eltern aufgebrochen , die mich zum Flughafen Düsseldorf bringen sollten . Die Strecke bin ich selber gefahren . Am Flughafen habe ich dann schon um 9.00 eingecheckt . Am Gate befindlich hab ich mich auf einen Sitz aus einer Sitzreihe gesetzt und gewartet , wobei die Kassette im Walkman lief , die ich mit dem neuen Tapedeck aufgenommen hatte . Das schönste ist ja , wenn man nichts zu tun hat , Leute zu beobachten . Bevorzugter Weise hübsche weibliche Wesen , so wie dieses , daß sich nach kurzer Zeit mir gegenüber setzte . Eine schwarzhaarige Schönheit , die etwa schulterlanges Haar hatte , das in einem Pferdeschwanz zusammengebunden war . Ihre Fingernägel an den schlanken Händen waren sehr lang und gepflegt . Leider durfte ich dort , wo ich saß , nicht rauchen und so ging ich an einen dafür vorgesehenen Ort und mich freute , daß die Schwarzhaarige diesem Beispiel folgte . Aus einem Gespräch zwischen ihr und anderen Reisenden konnte ich entnehmen , daß sie auch eine Flusskreuzfahrt gebucht hatte und das sie alleine reist . Ich war zu feige , sie anzusprechen .

Im Flugzeug selber kam dann eine Überraschung . Mein Platz war am Fenster und direkt am Notausgang , so daß der Vordersitz fehlte . Auf der einen Weise war das gut , denn so hatte ich genügend Beinfreiheit . Andererseits war das schlecht , weil sich das Getränk und das Essen , daß es als Service an Bord gab , nicht auf dem Klapptisch abstellen konnte , denn da war ja keiner . So kam ich mit meinem Sitznachbarn ins Gespräch , der eine digitale Videokamera hatte . So was muß ein Schweine-Geld kosten . Der Herr war sehr freundlich .

Um 14.30 russischer Zeit (Zeitverschiebung + 2 h ) landete ich in St. Petersburg . Auch in St. Petersburg merkt man , wie man das in vielen ausländischen Metropolen lernen kann , daß es die Deutschen doch etwas übertrieben mit ihren Verkehrsregeln . Auf den Straßen herrschte ein ähnliches Durcheinander wie in Kairo und der Bullifahrer , der uns zu unserem Schiff bringen sollte – die Schwarzhaarige war leider nicht dabei – fuhr ziemlich schnell und der Deutsche in mir trat häufig im Geiste die Bremse , aber der Russe gab Gas . An einer Kreuzung begegneten sich ein Bus mit Stromabnehmern und ein PKW – ein Lada . Aus irgendeinem mir nicht näher ersichtlichen Grund , stieg ein Mensch aus dem Bus aus und trat gegen den Lada – leicht . Daraufhin war der Ladafahrer dran, daß er auch ausstieg und mit Wucht gegen den Bus trat , woraufhin ein Streitgespräch stattfand , daß ich leider nicht zu ende verfolgen konnte , da wir weiterfuhren .

An der Wegstrecke fielen 2 Dinge sofort ins Auge . Zunächst einmal riesige Wohnblocks . Plattenbauten hauptsächlich , die mit nichts zu vergleichen sind , was ich bisher gewesen habe . Richtige eigene Dörfer waren das . Meistens so 6 bis 7 Stockwerke hoch und Hunderte Meter lang . Das zweite , was man mitbekommt , ist der allgegenwärtige Verfall . Irgendetwas ist in jeder Szenerie , die sich vor den Augen aufmacht , kaputt . Hauptsächlich gewerblich genutzte Flächen werden einfach nicht repariert . Farbe brockelt ab , Fenster sind kaputt , viel Rost usw. Alles sieht eben ein bisschen nach Verfall aus. Und dazwischen überraschend viel Grün , hauptsächlich Parks . Auf dem Weg zum Schiff kam dann der erste russische Stau .


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Um 16.30 bin ich auf dem Schiff und muß feststellen , daß meine Einzelkabine sehr klein ist . Es steht ein Bett drin , und es gab einen abgeteilten Raum mit Toillette und Dusche , mehr passte in das Zimmer aber auch nicht mehr rein . Kein Stuhl , kein Tisch . Aber ein Fenster , aus dem man das Deck sehen durfte . Ich hätte sogar in der Kabine rauchen dürfen . Aber sie war so klein , daß ich Angst hatte , dann in der Nacht nicht genug Sauerstoff zu bekommen . Ich rauchte an Deck , das war nicht weit weg .

Um 18.00 gab es dann das erste Essen . Natürlich – wir sind in Russland – Stroganov mit Reis , was zwar ganz lecker , aber doch relativ wenig war . Die Reiseleitung hatte sich überlegt , für die Passagiere eine feste Sitzordnung beim Essen zu vergeben . Meine Tischnachbarn waren ein Rentnerehepaar aus Dresden . Überhaupt muß man sagen , daß sehr viele ältere Leute diese Reise machten . Um 19.15 war die erste Besprechnung mit der Reiseleitung angesetzt . Es wurden die fakultativen Ausflüge vorgestellt , die man in St. Petersburg machen kann. Auch ich habe 2 ausgewählt . Dann kam der Reiseleiter von GIS zu Wort , eine andere Gesellschaft als meine , die Anzeigen in mehrere ostdeutschen Zeitungen geschaltet hatte , um an ihre Kunden zu kommen . Also waren sehr viele Leute aus Dunkeldeutschland an Bord . Welcher Wessi fährt auch zum kommunistischen großen Bruder ? Um 20.00 hab ich mir das Ticket für den fakultativen Ausflug besorgt , den ich unbedingt machen wollte . Das Bernsteinzimmer sehen . Zum Abschluß des Tages hab ich mir an der Bar noch ein Bier getrunken , das russische war , aber sehr gut schmeckte . Den Wodka zum Abendessen lehnte ich ab.

2. Tag

Weil die Kabine so klein war , hab ich mir gedacht , daß man über Nacht ja das Fenster auflassen könnte . Diese Idee war nicht so gut , da St. Petersburg die nördlichste Großstadt der Welt ist und wir September haben und es damit nachts sau kalt wird . Ich habe schlecht geschlafen und gefroren . Um 8.00 gab es Frühstück . Abgezählte Schnitten und Belege , was sehr wenig war . Wenn ich mich nicht überwunden hätte , und wirklich alles gegessen hätte , was man mir vorsetzt , wäre ich verhungert . So aß ich sogar Käse – nur bei Eier hab ich mich geweigert .


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Um 9.00 begann die Stadtrundfahrt . Das erste Ziel war die Blutkirche , die man von außen bestauen konnte . Dann ging es weiter zur Cathedrale , die man auch nur äußerlich ansehen konnte . Da das Einführen von Rubel streng verboten ist , machten wir danach halt bei einer Bank , wo man Euros in Rubel tauschen konnte . Außerdem gab es dort noch einen Geldautomaten , mit dem ich versuchte , 1000 Rubel – ca. 30 Euro – zu bekommen . Die Menuführung war zum Glück auf Deutsch . Nur was ist bitte ein Scheckkonto ? Ich tippte darauf , in der Hoffnung , das ein Girokonto gemeint war , und ließ mir das Geld ausschmeißen . Da nun die meisten Rubel hatten , konnte wir zur nächsten Station , einem Souvenirgeschäft , fahren . Dort kaufte ich 2 Postkarten , weil ich Melanie versprochen hatte , ihr Urlaubsgrüße zu schicken . Dann machten wir als nächstes an einem Aussichtspunkt halt , wo man einen schönen Blick über die Newa hat . Außerdem verdiente sich ein Russe ein bisschen was dazu , in dem er einem Bären an der Leine hielt und dem stauenenden Publikum presentierte . Ich hab so nah noch nie an einem lebenden Bären gestanden – ich glaube aber , der war noch nicht ganz ausgewachsen – und fand das beeindruckend , sagte mir aber gleichzeitig , daß ich das für Tierquälerei halten würde .


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Wieder auf dem Schiff gab es um 12.45 endlich Mittagessen . Als Vorspeise eine Kartoffelsuppe und als Hauptgericht Spaghetti mit Leber (schmeckte jedenfalls so) . Am Nachmittag fand dann der fakultative Ausflug nach Pushkin – einem Vorort von St. Petersburg – statt , in dem sich das Bernsteinzimmer befindet . Der Palast war schön und beeindruckend , allerdings begann ich – ob dieser Pracht – den Haß der Revolutionäre auf das adelige Pack zu verstehen , wenn man bedenkt , daß das normale Volk am Hungertuch nagte . Das Bernsteinzimmer befand sich in diesem Palast und ich hab es gesehen . Es war nicht wirklich spektakulär , aber ich hab es mit eigenen Augen gesehen .

Das Problem war , daß wir ziemlich lange warten musste , bis wir in den Palast durften . Und das lange Stehen auf einer Stelle bekam meinem Rücken überhaupt nicht . Ich war froh , als ich mich nachdem Rundgang wieder in den Bus setzen konnte .Um 18.00 gab es Abendessen (Fisch mit Püree und grünen Bohnen) . Wieder relativ wenig , aber sehr lecker . Nach dem Essen bin ich dann alleine in einen Supermarkt gegegangen und hab mir Chesterfield-Zigaretten gekauften , die umgerechnet 0,70 € kosten . Also von den Preisen her kann man über Russland nicht meckern .

Telefonieren nach Hause war ein ziemliches Problem . Entweder konnte man das aus der Stadt tun , aber mein Rücken tat noch so weh , daß ich einen weiteren Spaziergang scheute oder von Bord aus . Ich nehme an , daß es an Bord eine Satelliten-Verbindung war , denn mit 15 € für 2 Min. Gespräch war das doch sehr teuer . Aber ich musste meinen Eltern schließlich mitteilen , daß ich wohlbehalten angekommen war .

Am Abend hab ich dann an Deck gesessen , die Newa beobachtet und geraucht . Das war dann endlich mal Entspannung nach einem interessanter , aber auch stressigen Tag . Die Dolmetscherin , die uns zugeteilt worden war , fiel übrigens optisch sehr positiv auf .


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3.Tag

Nachdem mich Radio Tschechov (Bordradio) um 8.00 geweckt hat , ging ich zunächst mal frühstücken . Da hab ich mich dann zum ersten Mal getraut , ein bisschen Salami nachzubestellen . Die Mengen sind auf Rentner ausgelegt und ich brauche einfach mehr . Als zweiten fakultativen Ausflug hatte ich eigentlich eine Bootsfahrt zur Festung Peter und Paul geplant und bereits bezahlt . Aber dafür hatten sich zu wenige gemeldet und deswegen fand der nicht statt . Stattdessen fuhr ich am Nachmittag zum Peterhof.


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Doch zunächst war ein Besuch der Eremitage angesetzt , eins der 3 größten Museen der Welt . Das Dingen war wirklich riesig . Wir sind 2 h da hindurch gehetzt , haben kaum ein Stück wirklich angeguckt , und haben eben doch 2 h gebraucht . Wollte man sich jedes Stück auch nur eine Minuten lang ansehen , würde man – so hat ein Statistiker ausgerechnet – 9 Jahre in dem Museum verbringen . Solange Zeit hatte ich nicht . Es blieb der Eindruck , daß dort sehr viele Gemälde hingen . Rembrandt , Rubins usw. , keine Moderne Kunst. Ein Maler , dessen Name ich mir nicht gemerkt habe , fiel durch ungeheuer präzise Tierdarstellungen auf . Fast wie ein Foto. Ich bewundere ja Maler , die die Wirklichkeit ganz genau abbilden können . Moderne Kunst mag innovativer sein , das kann aber doch jeder malen . Einen Hund so hinzukriegen , das können nur wirkliche Künstler . Ein Bild , dessen Name ich mir nicht gemerkt habe , fiel mir auch noch auf , weil ich so was noch nie gesehen habe . Es wurde eine Technik angewendet , die man heute vom Fernsehen als Bild-In-Bild-Technik kennt . Am Rande kleine Szenen und in der Mitte das Große , nicht wirklich voneinander getrennt – und wieder sehr nah an der Realität .

Es gab aber nicht nur Bilder zu bestaunen . Auch eine goldene Kutsche von Zar Peter , dem 1. und einen silbernen Sarkophag . Nach zwei Stunden laufen meldet sich mein Rücken zurück . Ich war froh , als ich im Bus saß .

An diesem Tag haben wir ein Lunchpaket bekommen , in dem nicht allzu viel drin war und sind zu Mittag nicht zurück aufs Schiff , sondern direkt nach dem Peterhof gefahren . Den Palast lassen wir buchstäblich links liegen lassen und bestaunten Wasserfontänen und Springbrunnen, die symmetrisch in einem Park angelegt sind , dessen Vorbild Versailles gewesen sein soll .


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Die Parkanlage war schön und weitläufig . Alles sehr gepflegt und nicht mit dem typischen russischen Eindruck des Verfalls behaftet . Es gab auch eine Spaßfontäne , die sich das dekadente Adelspack aufgedacht hatte . Ein Springbrunnen , bei dem aus Tiergestalten das Wasser kam . Ging man nichtsahnend um den Brunnen herum , konnte es passieren , daß man einen geheimen Mechanismus bestätige , der durch Druck auf einen bestimmten Stein aufgelöst wird , und man von der anderen Seite nassgespritzt wurde. Einem Mitglied unserer Reisegruppe ist das auch passiert . Dann ging es noch zum Kathinenflügel des Palastes – eine Art Bungalow für Zarinnen – nicht sehr spektakulär . Von da aus hatte man einen Blick auf das Meer , den finnischen Meerbusen , um genau zu sein . Auf dem Weg zurück beschloß unsere Dolmetscherin eine Abkürzung zu nehmen und wir kamen an einen Zaun , der uns den Weg zum Parkplatz abschnitt . Zum Glück gab es dort aber ein Tor , daß eine Frau öffnete . Als wir ankamen , meinte sie nur : NO EXIT und bedeutete uns , daß wir zum richtigen Ausgang gehen sollten . Eine kurze Diskussion mit der Dolmetscherin später , durften wir dann doch durch . Am Nachmittag hielt sich mein Rücken erstaunlich gut .


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Um 18.00 legte das Schiff dann Richtung Moskau ab . Die eigentlich Kreuzfahrt beginnt und wir verlassen St. Petersburg . Ich sitze zu diesem Zeitpunkt an Deck . Es ist sau kalt und ich rauche . Entspanne mich und denke : Schön , so soll es sein . Um 19.00 war dann ein Empfang beim Kapitän , der einen Sekt für alle spendierte . Den Begrüßungscocktail . Und 19.30 gab es endlich Abendessen , und zwar Fleisch mit Käse überbacken mit Pilzen , Bratkartoffeln , eine Pflaume und Aubergine . Als Vorspeise Wurst mit Brot und zum Nachtisch Eis mit Kirschsoße und eine Espresso , den ich selbst bezahlen musste . Den Rest des Abends verbrachte ich rauchend an Deck . Es war nicht mehr ganz so kalt , aber schon fast dunkel ...


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4. Tag

Nun waren wir also unterwegs durch die Flusslandschaft des nördlichen Russlands . Beim Frühstück bekam ich unaufgefordert eine extra Portion Wurst . Zum allerersten Mal im Leben bin ich heute durch eine Schleuse gefahren und das auf dem Schiff befindlich , das gehoben wird . Also für Leute mit einer klaustrophobischen Ader ist das sicher nichts . Wie die Wand eines monumentalen ägyptischen Tempels erheben sich einen halben Meter von Schiff entfernt die Betonwände der Schleuse . Dann wird das hintere Schleusentor geschlossen , Wasser in das Becken hineingepumpt – wobei auch bei der Schleuse wieder der Eindruck des Verfalls vorherschte – und dann hebt sich das Schiff , bis es auf dem gleichen Niveau wie der weitere Fluß liegt und dann wird das vordere Tor geöffnet . Das ist sehr beeindruckend , wenn man bedenkt , daß unser Kahn über 100m lang ist und man dementspechend eine große Schleuse braucht . Monumental .


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Kurz nach der Schleuse machten wir einen Landgang . Es regnete in Strömen . Wir besuchten eine Arbeitersiedlung in mitten von nichts . Russische Provinz . Der allgegenwärtige Eindruck des Verfalles und der Einsamkeit beherrschte auch hier die Stimmung . Es gab dort absolut nichts wichtiges zu sehen , so daß ich den Landgang auch abbrach – was auch am Rücken lag . Zurück an Deck beobachtete ich die Landschaft , die absolut flach ist und ansonsten sehr an die finnische Ruska erinnert . Gelbe Laubbäume – hauptsächlich Birken – und grüne Kiefern wechselten sich ab . Die Landschaft ist wunderschön und bildet einen ziemlich harten Kontrast zur hektischen Metropole St. Petersburg – wobei ich die Ruhe hier eindeutig vorziehe . Es ist allerdings noch kälter geworden . Ich gehe nur noch im Vliespulli an Deck.


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Als ich richtig durchgefroren war , hab ich in der Panorama Bar an Deck eine heiße Schokolade getrunken , um danach wieder an Deck zu gehen . Das wurde zu einem Ritual . Es ist so herrlich entspannend . Zum Mittagessen gab es Frikadelle mit Paprika , Pilze und Reis , einen roten Salat und eine leckere Pilzsuppe als Vorspeise . Am Nachmittag sitze ich wieder an Deck , die Sonne kommt raus . Für den späteren Nachmittag war ein kleiner russisch Kurs angesetzt . Alle Dolmetscher an Bord waren weiblich , etwas jünger als ich und sehr nett . An Nata kamen die anderen optisch zwar nicht dran , aber auch diese waren hübsch anzusehen . So auch Katharina , die den Russisch-Kurs leitete . Nun war ich als Wessi da etwas auf verlorenen Posten , weil die Ossis russisch in der Schule hatten und damit wesentlich mehr konnten als ich . Zu mindest hab ich einen Zettel bekommen , auf dem die Ausdprache der kryrilischen Buchstaben erklären wurde . Es ist nämlich depremirend , wenn man in der Welt da draußen nichts lesen kann . So müssen sich Analphabeten fühlen, dachte ich. In meiner Kabine zurück nahm ich mir die Illumanati wieder vor und stieß auf einen Absatz in der Numerologie erwähnt wird . Die Zahl 503 spielt eine gewisse Rolle .


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Schließlich befand ich mich wieder an Deck . Die Sonne ist noch da , aber es ist kalt . Nachdem ich genug gefroren habe , gehe ich Lumumba trinken . Heiße Schokolade mit Rum . Kurz danach kommt wieder eine Schleuse , die größer ist als die zuvor . Dabei wurde ein E-Werk betrieben , daß 1951 seinen Betrieb aufgenommen hatte , und auch solange nicht mehr repariert worden war , und das noch das alte sowjetische Zeichen von Hammer und Sichel trug . Ich bin jetzt im Land von Stalin und vor 15 Jahren wäre eine solche Reise vollkommen undenkbar gewesen . Vielleicht hat der Zusammenbruch des Kommunismus ja doch mehr positive Seiten .


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Als Abendessen gibt es Matjes als Vorspeise . Als Hauptgericht Hähnchen mit Kartoffeln und Broccoli und als Nachtisch ein Gebäck mit Schokoladenüberzug . Die Frau an meinem Tisch hat Geburtstag – sie heißt Ingrid wie meine Mutter . Wir sind zum Du übergegangen .

5.Tag

Am nächsten Tag musste ich bereits um 6.00 Uhr aufstehen . Das Schiff war die ganze Nacht gefahren und hatte eben zu diesem frühen Zeitpunkt sein Ziel erreicht , die Museumsinsel Kishi . Dort gab es eine Holzkirche zu bestauen , die ziemlich alt war . Dazu gab es noch ein Museumsdorf , das zeigte , wie die Einheimischen so in den letzten Jahrhunderten gelebt hatten . Es war mittlerweile richtig kalt geworden und ich musste bei den Behausungen an die Inuit denken , die in dem Buch : Der Schwarm eine wichtige Rolle gespielt haben . Leon Anawak z.B. . Das Leben war früher – so dachte ich weiter – nicht besser als heute . Gegen Ende der Führung meldete sich mein Rücken zurück . Ich hab dann in meine Kabine zurückgezogen und Illuminati gelesen .


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Die Landschaft wird extrem langweilig , weil wir nun einen großen See, den Onaga-See erreicht haben , den wir überquerten. Auf dem See befindlich , war kein Land – und damit Abwechslung – in Sicht . Ich hab dann einfach eine Mütze Schlaf eingemissen . Als ich wieder wach war , hatten wir den See hinter uns , und befanden uns mal wieder in einer Schleuse ...es folgten noch mehrere davon .

Als Abendessen gab es Schnitzel mit Püree , Kidnaybohnen , Zucchini und als Nachtisch einen kleinen Kuchen . Ich war an diesem Tag viel an Deck , obwohl es sau kalt war . Wenn die Dämmerung einsetzt , das natürliche Licht den Rückzug antritt , dann kann man hier draußen erleben , wie unnatürlich hell unsere Nächte in den Städten sind – und wie dunkel sie wirklich sind . An diesem Tag passierten wir auch im Zwielicht der untergehenden Sonne einige Schleusen , an denen Laternen und Lampe vereinzelte Lichtpunkte setzen . In ihrem Kegel sah man wieder diesen Eindruck des Verfalls . Das war gleichzeitig deprimierend und sehr schön . Industrieromantik oder Cyberpunk live . Die Welt nach einer großen Katastrophe oder – was mir in den Sinn kam – die Welt der Alten aus dem Dunklen Turm , in der die Menschen noch wussten , wie sie mit den Maschinen umgehen mussten . Ihre jetzige Nachfahren hatten davon keine Ahnung mehr , benutzen die alten Dinge aber weiter , bis sie kaputt gingen – reparieren kann sie keiner mehr . Verfall .


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6.Tag

An diesem Tag – an dem ich aufgehört habe , mir Notizen zu machen – stand ein orthodoxes Kloster auf dem Programm , was mich nicht besonders interessierte . Mich fasziniert vor allem die Landschaft . Heute war auch eine Wodka-Probe angesetzt , an der ich aber nicht teilnahm . Man sollte 5 verschiedene Wodkasorten probieren , danach hätte man mich aus der Bar tragen müssen . Überhaupt kann man auf diesem Schiff sehr leicht zum Alkoholiker werden . Wann immer man wollte , kam man in den Bars an was zu trinken – auch Alkohol . Ich hab mehrere Leute beobachtet , die schon morgens um 10.00 mit Bier anfingen oder den jeweiligen Cocktail des Tages tranken .


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In meiner Kabine gab es nur eine Steckdose. In der Beschreibung über das Zimmer stand ausdrücklich , daß diese Steckdose nur für Rasierapperate zu verwenden sei , sonst drohten Kurzschlüsse . Meine Digi-Cam brauchte aber dringend Strom . So sprach ich mit einem Ossi , der wie ich viel auf Deck war und der dort immer mit einer Videocamera herumlief , wie er denn sein Gerät aufladen würde . Er nutzte die Steckdose , so daß ich mich auch traute , das zu tun . .

7.Tag

Für heute stand der Uglitscher Kreml auf dem Programm , was auch nicht wirklich spektakulär war . Der Weg dorthin war mit allerhand Buden gepflastert , die Sovenirs an Touristen verscherbelten . In dem Buch Illuminati spielte die perfekte Form der Pyramide eine Rolle und an mehreren Ständen gab es Pyramiden aus Bernstein – und ich hatte ja noch Rubel . Ich kaufte eine . Auf dem Schiff sollte man wenn möglich alles mit Euro bezahlen und auch die fliegenden Händler waren froh über jeden Cent echtes Geld – so daß man die Rubel streng genommen überhaupt nicht brauchte . Ich kaufte mir noch Zigaretten für 10 € die Stange – aber mit Rubel (350) . Jetzt waren wir endlich auf der Wolga angekommen .


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8. Tag

Heute erreichten wir Moskau – gegen Mittag . Zunächst stand eine Stadtrundfahrt auf dem Programm . Und dann war ich da , auf dem roten Platz im Herzen Moskaus . Der Platz ist übrigens nicht rot gepflastert wie ich immer dachte . Aber die rote Mauer des Kreml gab ihm wohl seinen Namen . Das Mausoleum von Lenin war leider geschlossen . Dafür hatte das Kaufhaus Gum geöffnet , das sich direkt am roten Platz befindet . Wahrscheinlich ein Tribut an die neuen Zeiten . Ob Putin zu Hause war , weiß ich nicht , seinen Amtssitz hab ich auf jeden Fall gesehen . Trotz diverser Schmerzen war das wieder so eine Stelle , an der sich Dankbarkeit ausdrückte . Ich stehe auf dem roten Platz , mache ich mir bewusst . Und auch wieder die Überlegung , daß so etwas vor 15 Jahren noch völlig undenkbar gewesen wäre . An diesem Punkt hat sich die Reise wirklich gelohnt . Die Reise durch die Flußschaft hat die nötige Entspannung gebracht – inneren Frieden – und das jetzt : Der rote Platz – ich kann es kaum glauben . Im Herzen des ehemaligen Reich des Bösen .


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Wir setzen unsere Stadtrundfahrt fort und kamen an eine Kirche und einem Kloster vorbei , was mich nicht wirklich interessierte . Dann fuhren wir an den Olympia-Austragungsstätten von 1980 vorbei auf einen Berg , von dem aus man Moskau überblicken kann . Ich persönlich finde diese Häuser im Stalin-Barock völlig geil , weil sie mich irgendwie an den Film Brasil errinnern . So eine Mischung aus Metropolis und Gotham-City , man wartet quasi jeden Augenblick auf Batman . Dazu eben dieser Eindruck des Verfalls , der in Moskau nicht ganz so stark ist . Einfach eine Szenerie , in der man einen Cyberpunk-Film drehen möchte . Auch auf diesem Berg stand so ein Haus im Stalin-Barock – gigantisch . Mir gefällt so was , nur drin wohnen möchte ich nicht .


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Das eigentlich Highlight sollte aber noch folgen . Ich hab mir nämlich den fakultativen Ausflug Moskau bei Nacht gegönnt . Ich liebe ja sowieso das Dämmerlicht , wo das künstliche Licht der Menschen im Zusammenspiel mit der schwindenen Sonne eine ganz besondere Atmosphäre schafft . Zunächst sind wir mal unter die Erde gegangen und sind ein bisschen Metro gefahren . Wobei die Rolltreppen ziemlich lang und für deutsche Verhältnisse sehr schnell sind . Die Metro-Stationen sind aufwendig dekoriert worden . Auch ein Werk von Stalin , an dessen Grab übrigens auch heute noch ständig frische Blumen liegen . Dabei ist er einer größten Verbrecher , die das 20. Jahrhundert zu bieten hatte . Wahrscheinlich nur in Bösartigkeit von unseren ehemaligen Führer geschlagen . Im Nachhinein muß ich sagen , daß es ziemlich riskant war , U-Bahn zu fahren – wegen den ganzen Terroranschlägen , aber in Moskau hatte ich eher Angst vor Taschendieben .


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Nach dem U-Bahn fahren , was mir sehr gut gefiel , sind wir am roten Platz ausgestiegen und über den selben bei Nacht spaziert . Die Gebäude wurden so hell angestrahlt , daß ich Fotos davon machen konnte . Das war für mich nun der ultimative Höhepunkt der Reise . Schöne Lichteffekte und der rote Platz . Ich war einfach nur begeistert ...


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9. Tag

Der Kreml selbst kam mir nicht sonderlich spektakulär vor . Sicher ist es ein schönes Gefühl mal selbst dort gewesen zu sein , aber der rote Platz hat mich persönlich mehr angesprochen . Bei sau schlechtem Wetter schauten wir uns die Cathedrale und ein ein paar weitere Kirche im Inneren des Kreml an , wobei sich auch da wieder Schlangen von Menschen bildeten . Zum Abschluß hab ich noch zusätzlich als fakultativen Ausflug die Schatzkammer des Kreml gebucht . Erst wenn man den ganzen Prunk gesehen hat , versteht man Lenin und die Revolutionäre, warum sie so einen Haß auf das Adelspack hatten . Richtig viele Reichtümer u.a. Gold , Edelsteine , teuere Stoffe , goldene Kutschen .Wieder einmal wird mir bewusst , daß wir eigentlich gar nicht in einer so schlechten Zeit .


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10. Tag

Rückflug nach Deutschland stand heute auf dem Programm . Zunächst bin ich schon um 6.00 Uhr aufgestanden , da der Flieger bereits um 10.00 abheben sollte . 2 h vorm Abflug soll man den Check Inn bereits hinter sich gebracht haben . Das Einchecken dauerte recht lange . Aber im Vergleich zum Flug , wo diesmal der vordere Sitz leider nicht fehlte, richtig kurz. Das Essen an Bord wollte mir auch nicht so richtig schmecken . Um 11 Ortszeit (wieder 2 Stunden zurück) landete ich in Düsseldorf .



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