Spitzbergen 2007


Prolog

Kurz vor der Abreise in den hohen Norden , buchstäblich in letzter Minute , bevor ich das Haus verlasse , bekomme ich noch eine überraschende Mail einer Kundin , die sich schon seit einem Jahr nicht mehr gemeldet hat. Ich freue mich darüber , habe aber keine Zeit ausführlich zu antworten . Kurz tue ich das aber schon. Dadurch gerät mein Zeitplan etwas durcheinander , so merke ich , nachdem ich bei meinen Eltern vorbeigefahren bin , die mich zum Bahnhof bringen , daß ich das Ladekabel für mein Handy vergessen habe und der Akku jetzt schon ziemlich am Ende ist. Mein Feuerzeug , das einzige, das ich mir eingepackt hatte , verweigerte ebenfalls den Dienst. Ausgerechnet heute gab es eine Panne im Speisewagen des Zuges , so daß man ihn nicht angehängt hatte , obwohl man mir bei der Auskunft der Bahn vor Reiseantritt etwas anderes gesagt hatte. Außerdem sind alle Raucherplätze belegt.

Die erste Station ist Bremen , wo ich etwas Aufenthalt habe , bis mich ein Regionalzug nach Bremerhaven bringt. Der Espresso im Bahnhofscafe ist ganz gut und auch die Gyros Pita vom Griechen am Bahnhofsvorplatz ist lecker . Ich setze mich, um das Gericht zu genießen , auf eine sonnige Bank. Diesen wärmenden Einfluß des Himmelkörpers wissen auch die Obdachlosen der Stadt zu schätzen. Einer quatscht mich dann an , ob ich eine Zigarette für ihn hätte. Ich war noch in meine Mahlzeit vertieft und machte eine Handbewegung , so daß der Mann wieder ging. Nach Beendigung des Essen gehe ich die paar Meter zu der Gruppe der Penner und drücke einem 2 Zigaretten in die Hand und gehe meiner Wege in den Bahnhof. Ich trinke dort noch einen Eiskaffee bei einem Italiener.


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Mein Zug hat eine halbe Stunde Verspätung. Während ich dort warte , kommt ein junger Punk des Weges , um auch auf dem Bahnsteig zu warten . Er war im Teenager-Alter und trug ein T-Shirt , auf dem im Metal-Style ein Typ mit Hörner abgebildet war . Unter dem Bild stand : „ God is busy“. Jugendsünde, denke ich, wohl einer von der schwarzen Fraktion. Keine 5 Minute später kommt eine Frau in einem T-Shirt mit der Aufschrift „White Musik“ mit einem Copyrightvermerk an meinem Platz vorbei. Ja, ich gehöre nicht mehr zu den Schwarzen. Der junge Punk kommt auf mich zu und bittet um eine Zigarette . Ich gebe sie ihm .

Es wird angesagt , daß der Zug noch mehr Verspätung hat. Man empfiehlt einen anderen zu nehmen . Ich tue das , aber es handelt sich um einen Bummelzug , der bei jeder Ortschaft , die mehr als 3 Häuser und einen Kiosk hat, hält. Ich brauche 1h . Ich steige am Hauptbahnhof aus , um von dort ein Taxi zu meinem Hotel zu nehmen. Bekomme sogar eins und fahre wie ich es mir vorgenommen habe , um auf der Fahrt zu erfahren , daß das Hotel quasi direkt neben der nächsten Station des Zuges liegt , aus dem ich zuvor ausgestiegen bin. Ich hätte , das wissend , mir das Taxi sparen können . Das Hotel hat kein Restaurant und nur 2 Sterne – also Kaschemme. In meinem Zimmer liegt eine Preisliste ist , aus der ich entnehmen kann , daß eine Übernachtung hier 47 € kostet . Dumm ist nur , daß ich über den Reiseveranstalter 87 € für den einen Tag bezahlt habe. Dann erfahre ich , daß es hier beim Hotel einen Parkplatz gibt , auf dem man sein Auto 14 Tage umsonst stehen lassen kann , wenn man auf Kreuzfahrt ist, was den Preisunterschied erklärt . Nur hat mir das keiner gesagt. Ich hätte mir die komplette Bahnfahrt sparen können und mit den 87 € hatte ich den Parkplatz ja sogar schon bezahlt.

Morgen muß ich um 11.00 Uhr aus dem Hotel raus , wobei der Bustransfer zum Hafen erst um 15.30 ist. Abends bin ich dann noch zu MCD und hab einen Shrimp Lemon gegessen , wenn man schon mal an der Küste ist . Geschmeckt hat er mir nicht so wirklich. Ein letztes Mal konnte ich mein Handy in Betrieb setzen und teilte meinen Eltern mit , daß ich gut angekommen sei. Bei meinem abendlichen Spaziergang rund um das Hotel bin ich an einer Kneipe vorbei gekommen , deren Besitzer ganz offensichtlich ein Fan von Schumacher ist, denn jeden cm² seiner Gaststätte hat er mit Fanartikeln von Ferrari geschmückt .

Obwohl an diesem Tag eigentlich nichts wirklich geklappt hat, war ich trotzdem glücklich , weil dieser Tag mehr vom wirklichen Leben enthielt , als ein ganzer Monat im Büro.

Tag 1

Das Frühstück war ganz gut und ich hatte heute die Aufgabe , Zeit totzuschlagen , bis ich aufs Schiff durfte. Wenn man schon mal in Bremerhaven ist , kann sich die Stadt ja auch angucken . Ich fuhr mit einem Bus , einem öffentlichen Verkehrsmittel also , ins Zentrum der Stadt , um dort umzusteigen und zum Fischereihafen zu fahren . Nachdem ich mich ein bißchen umgeschaut habe , setze ich mich ein Cafe und genieße einen Eiskaffee . Am Nachbartisch sitzen ebenfalls Leute. Einer davon erzählte , daß er gerade mit einem Schiff von einer Reise rund um die Welt zurückgekommen sei. In Bremerhaven sind viele „Kreuzfahrer“ . Das ist mein großer Traum , einmal rund um die Welt zu fahren . Als Kind hab ich ein Buch gelesen , in dem ein Mann mit dem Fahrrad eine solche Tour gemacht hat. Das wäre mir zu anstrengend , aber mit einem noblen Kreuzfahrtschiff , das wäre toll .

Ich lauschte noch ein wenig den Erzählung und träumte mich in ferne Länder , um dann ins Atlanticum , eine Art Museum , zu gehen , was aber eher dürftig war. Wieder zurück und mittlerweile zur Mittagszeit aß ich Fisch mit einer Ofenkartoffel in dem Cafe/Restaurant , aber leider waren die Weltreisenden nicht mehr da. Dafür hatte aber die Bedienung gewechselt und diese trug nun eine Schürze und darunter eine ganz enge , schwarze Radlerhose , was sehr sexy aussah. Danach fuhr ich zum Hotel zurück.

Es begann das große Warten . Zunächst bis zum verabredeten Abfahrtermin und dann noch eine Stunde länger , weil der Bus soviel Verspätung hatte. Die Fahrt durch den Hafen war für eine ausgesprochene Landratte wie mich beeindruckend , obwohl dieser vermutlich relativ klein ist. Um auf das Schiff zu kommen , was für mich – zumindest im Vergleich zu denen der Flusskreuzfahrten auf Wolga und Donau – riesig wirkte , musste man durch eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen . Mein Gepäck , was ohne mich angereist ist oder anreisen sollte , war nicht da , wie ich kurz nach dem Einschecken auf der Maxim Gorki bemerkte. Ebenfalls bemerkte ich , daß ich eine nahezu riesige Kabine hatte , wenn man die Abstellkammern von den Flußkreuzfahrten als Vergleich nimmt. Und ich durfte in der Kabine rauchen . Zum Auslaufen ging ich an Deck.


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Als fakultativen Ausflug hab ich für die erste Station Schottland Loch Ness und Cawdor Castle gebucht. Bei der Zuweisung der Tische , an denen man während der gesamten Reise speisen sollte , sollte ich zunächst an Tisch 13 sitzen , was mir nicht so gepasst hätte , aber es kam anders , weil sich die Dame von der Besatzung dann doch für Tisch 12 entschied . Dort ankommen , lernte ich meine Beisitzenden kennen . Es waren 4 ältere Damen , die alle schon etliche Kreuzfahrten hinter sich hatten . Überhaupt muß ich sagen , daß ich als Neuling etwas ungewöhnliches auf dem Schiff war. Das macht auch schnell klar , die finanziellen Möglichkeiten der anderen Gäste waren deutlich größer als meine. Eine Dame erzählte , daß sie diese Kreuzfahrt , die für einen Alleinreisenden mit 5000 € zu buche schlägt , zum 4. Mal macht. Letztes Mal sei ihr Mann mit dabei gewesen , der aber vor ein Monaten gestorben sei. Sie mache diese Fahrt aus Erinnerung an ihn. Mit diesem war sie auch schon auf der Tour rund um den Erdball gewesen ....

Das Abendessen bestand aus einer Kartoffelsuppe , einem Safranrisotto , Rindergeschnetzeltes und Eis. Das hört sich nach viel an , was es aber nicht war, weil jeder einzelne Gang von der Menge her sehr überschaubar war . Im Musiksalon wurde ein bißchen Jazz geklimpert , aber mich zog es mehr an Deck , wo ich viel Zeit verbracht habe. Zum ersten Mal auf offener See . Nach der Rückkehr zur Kabine stellte ich fest , daß das Gepäck dort noch angekommen ist.

Auf diesem Schiff gab es sogar einen Wintergarten für Raucher und dort setzte ich mich hin. An diesem Abend gab es ein Gewitter auf See und genauso wie der Blitz in das Wasser krachte , schlug eine Frau bei mir ein , die sich ebenfalls rauchender Weise dort befand. Man trifft als Single reisend immer mal wieder schöne Frauen , aber irgendetwas war besonders an dieser schönen Fremden . Aus einem Gespräch entnahm ich , das sie Reiki macht . Dieses Geschöpf ist ganz sicher außerhalb jeder Reichweite für mich , aber ein Urlaub ist auch eine Zeit des Träumens. Stoff zum Träumen bekam ich beim Blick in diese Augen .

Beim Essen wurde immer Wein nachgeschenkt , kaum daß das Glas halb leer war. Da es eben der erste Tag war , konnte ich damit noch nicht richtig umgehen und hab viel zu viel Wein konsumiert und hatte ein wenig die Lampe an , als ich ins Bett ging.

2. Tag

Heute war ein Seetag , an dem keine Ausflüge an Land geplant sind. In der Nacht muß ich so unglücklich gelegen haben , daß ich am Morgen mit einem total eingeschlafen Arm aufwache. Das Frühstück war gut , was man bei dem Preis aber auch erwarten darf. Obwohl es leicht nieselte , war ich viel an Deck. Am heutigen Tag war ein Dia-Vortrag über Island angesetzt , der mich ziemlich beeindruckte. Mehr beeindruckt war ich allerdings , als ich in der Wolga-Bar kurz die Freu von gestern wieder gesehen habe . Um 11.00 hätte man am Frühschoppen in der Heckbar teilnehmen können , aber aufgrund des Weines von gestern , ließ ich das sein. Um 12.30 gab es dann Mittagessen , was aus Krabben , Lasagne aus der Mannschaftsküche und Waffeln mit Kirschsauce bestand. Das Problem war nicht das Essen an sich , sondern das sich die Bedienung zwischen den Gängen für meinen Geschmack viel zu viel Zeit ließ , was dazu führte , daß das Mittagsessen 1,5 h in Anspruch nahm. An einem Seetag ist das ja noch relativ egal, wenn man im Buch des Schiffes festsitzt , aber wenn es draußen was zu sehen gibt , wäre das schon ärgerlich. Der obligatorische Übungsalarm folgte um 14.30 , was diesmal – im Gegensatz zu einer Flusskreuzfahrt – auch Sinn macht und besonders deshalb , weil genau dieses Schiff vor ein paar Jahren mal in Seenot geraten war , wie ich nun erfuhr. Am Nachmittag hatte sich der Nieselregen verzogen und die Sonne schien. Ich verbrachte meine Zeit an Deck und entspannte . Es war herrlich . Ich buchte noch die Landausflüge für Island , die alleine mit 168 € zu Buche schlagen.


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Am Abend gab es Karneval auf See . Ich musste mich verkleiden und in einen Anzug mit Krawatte schlüpfen , denn es war ein Gala-Abend mit Dress-Code angesetzt . Es gab einen Begrüßungscocktail , Heilbutt und den obligatorischen Wodka vorm Essen , schließlich bin ich auf einem russischem Schiff. Unsere Gruppe am Tisch erwies sich als guter Griff , da die Damen locker drauf waren und es ganz lustig am Tisch zuging . Ganz im Gegenteil zu den spießigen Neureichen am Tisch 13 , die wohl die Kreuzfahrt nur machten , um zu zeigen , daß sie sich das leisten können .

Am späteren Abend gab es eine Show , bei der sich die an Bord befindlichen Künstler vorstellten. Und dann kam sie, die schöne Fremde aus dem Raucherwintergarten. Sie war Tänzerin und hatte ein sehr gewagtes Outfit an – sehr sexy. Die Frau am Klavier war deutlich älter , beherrschte aber ihr Instrument . Ein Gesangsduo brachte eine Mischung aus Volksmusik und Jazz auf die Bühne. Ein Sopran sang Musik aus den Zwanziger. Es trat noch eine Tanzgruppe auf. Nach der Vorstellung hab ich noch in den Wintergarten gesetzt , in der Hoffnung , meine Tänzerin käme vorbei , tat sie jedoch leider nicht.

3. Tag

An diesem Tag hab ich verpennt und musste danach etwas hektisch frühstücken , da für heute ein Landgang angesagt war. Das hatte auch zur Folge , daß ich kein Lunchpaket mehr erwischte , da ich ziemlich spät dran war, aber die Reiseleitung hatte noch ein paar mehr als benötigt eingepackt , vermutlich wird das nicht das erste Mal gewesen , daß ein dummer Touri verpennt hat.

So setzte ich zum ersten Mal meinen Fuß auf schottisches Land. Schottland ist nicht einfach ein Land wie jedes andere . Früher als ich jung war hab ich viel Metal gehört und eine meiner Lieblingsband war Grave Digger , die ein Konzeptalbum über die Geschichte Schottlands geschrieben haben . Das erste Ziel hieß Loch Ness , was schön ist , aber Nessi hab ich leider nicht gesehen . Ich fotografierte stattdessen die Burgruine vor dem See.


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Unterhalb der Ruine war ein kleines Dorf , in dem wir etwas Aufenthalt zur freien Verfügung hatten. In einem Cafe hätte man direkt am See einen Espresso trinken können . Ich ging auch hin , aber ein Hinweisschild an der Kasse machte deutlich , daß man Kreditkarten erst für einen Betrag ab 10 Pfund akzeptierten , was der Espresso nicht kostete. Bar bezahlen konnte ich auch nicht , da ich nur Euro dabei hatte . Dieses Problem versuchte ich mit der Kassierin zu diskutieren. Sie hat mich wenigstens so weit verstanden , daß mir den Tip gab , gegenüber in die Post zu gehen , da ich dort meine Euros umtauschen könnte . Das funktionierte tatsächlich und so kam ich doch noch zu meinem Kaffee , wobei an der Kasse noch kleine Riegel Schokolade lagen . Sogar „Dark“ hatten sie . So saß ich am Loch Ness und genoß das Leben . Der Rest der Reisegruppe war zum Souvenirladen gegangen , um sich etwas mit Nessi zu kaufen .

Die nächste Station hieß Inverness , die Hauptstadt der schottischen Highlands. Das Wetter wurde nun richtig schottisch , da Nieselregen einsetzte , was die Reiseleitung nicht davon abhielt , uns viel Spaß bei dem Aufenthalt zur freien Verfügung und außerhalb des Buses zu wünschen . Ich nutzte die Zeit und ging zum Schloss , was über der Stadt thronte. Dort verspeiste ich mein glücklicher Weise noch erhaltenes Lunchpaket . Hier oben hat man einen herrlichen Blick über die Stadt. Und der Rücken hielt.


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Dann machten wir einen kurzen Abstecher nach Colladan , einem historischen Schlachtfeld zwischen den Schotten und Engländern. Diese Schlacht , wie viele weiteren , waren auf der schon erwähnten Grave Digger besungen. Von da aus ging es nach Cawdor Castle , in dem das Stück MacBeth spielt. Dieses Stück ist der Legende nach bei Bühnenschauspieler äußerst unbeliebt , da immer , wenn man den Namen ausspricht , ein Unglück auf der Bühne passiert. Das Schloss ist bewohnt. Ich wollte in den relativ kleinen und engen Räumen nicht hausen. Es macht ein Gefühl von Klaustrophobie. Der Garten allerdings ist wunderschön.


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Danach suchte ich die Cafeteria auf , um meinen Koffeinspiegel konstant zu halten und mir einen Espresso zu gönnen. Kurz vor der Kasse lacht mich ein Stück Kuchen an. Ich nehme es , bemerke dann aber , als ich zahlen muß , daß ich mit meinem Geld nicht auskomme. Leider werden Kreditkarten nicht akzeptiert . Hinter mir steht ein hübsches junges Mädchen und bezahlt , ohne das ich sie darum gebeten hatte , den Rest meiner Summe . Ich weiß bis heute nicht wieso .

Zurück auf dem Schiff saß ich an Deck und im Wintergarten , und es ging mir richtig gut. Daran konnte auch das Abendessen nichts ändern , auch wenn das Entrecote nicht besonders war. Beim Essen bekam ich mit , das man die Bullaugen in der Kabine öffnen kann und darf . Außerdem gibt es auf jedem Gang Wasserhähne , aus denen Trinkwasser kommt , was man wirklich auch trinken kann und soll , was extrem Geld spart . Es ist gut an einem Tisch zu sitzen , wo die alte Kreuzfahrthasen sitzen.Irgendwer beschwerte sich über den Landgang , ich fand es toll . Der Seegang wird rauer ... ob ich seekrank werde ?


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4.Tag

Ich wache nachts um 4.00 Uhr auf und der Blick aus meinem Bullauge verrät , es ist taghell draußen . Trotzdem schaffe ich es wieder einzuschlafen , um dann später das Frühstück einzunehmen . An Deck sieht man zur Zeit nur den Himmel und Meer . Diese Leere und das gleichzeitig faszinierende Lichtspiel des an der Wasseroberfläche reflektierten Sonnenlicht lässt mich die Zeit vergessen . Irgendwann erreichen wir Faroer [(ich werd narrisch)]und die Einfahrt in diese relativ kleine Inselgruppe hat etwas magisches . Leider musste ich danach wieder im Buche des Schiffes verschwinden , um dort zu essen .

Da ich ja Kreuzfahrt-Neuling bin , war das nun folgende für mich etwas total neues . Der Hafen von Faroer ist nicht tief genug für unser Schiff , so daß wir mit kleinen Booten , sogenannten Tenderbooten , übergesetzt wurden . Ein wichtiges Highlight dieses Landausfluges hatte ich direkt bei Ankunft im Hafen , denn die schöne Tänzerin , die auch die Mannschaft unterstützen musste , statt dort im Wikingerkostüm und wartete auf die Gäste , um sich mit Ihnen fotografieren zu lassen . Auch wenn solchen Kitsch nicht mag , ein Foto mit ihr lasse ich mir nicht entgehen .


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Die Landschaft ist wunderschön . Etwas grüner als Nord-Norwegen , wenn auch völlig ohne Bäume , presentieren sich schroffe Klippen und sanfte Hügel, so ähnlich wie der Norden von Irland . Es ist etwas weitläufiger als Nord-Norwegen. Ich bin völlig begeistert . Sogar aus dem fahrenden Bus heraus hab ich fotografiert , weil es hier wirklich jeder Winkel wert war. Wir fuhren durch einen Tunnel über eine Brücke zur Nordseite der Insel, wo eine besondere Klippe ist. Sie heißt Mönch und Hexe.


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Danach ging es wieder die halbe Insel zurück , wo erst mal ein kleiner Snack für die Kreuzfahrer vorbeireitet war. Ich ging nicht mit rein , sondern stand draußen auf dem Parkplatz und bestaunte die Landschaft . Schon seit ich meinen Fuß auf Faroer gesetzt hatte , beschlich mich immer wieder das Gefühl , daß ich nicht zum ersten Mal hier bin. In diesem Leben hab ich bewusst noch keinen Meter dieses Landes betreten , aber entweder hab ich schon lange davon geträumt oder es war in einem früheren Leben . Ich bin zu Hause , hab ich häufig gedacht. Auch die Fahrt zurück zum Schiff führt durch unbeschreiblich schöne Natur. Der Reiseleiter war übrigens ein studierter Pianist , ein Künstler also ...wieder ein Künstler wie die Tänzerin.

Um 20.30 sind wir wieder an Bord . Ich gehe , da ich doch großen Appetit hatte , direkt ins Restaurant , was mit einem Lachen vom Nachbartisch quittiert wird , weil ich mein schlampiges Touri-Outfit anbehalten habe. Es war auch kein Gala-Abend angesetzt . Wem es jedoch hauptsächlich auf das gesehen werden ankommt , den mag mein Outfit etwas stören . Es gab viele Gänge , aber die Menge blieb überschaubar. So langsam fange ich an , das Zeitgefühl zu verlieren . Es könnte jetzt 15.00 oder 23.00 Uhr sein. Noch geht die Sonne untergeht , als ich abends in der Heckbar ein Bierchen konsumiere.


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5. Tag

Heute ist wieder Seetag , den ich mit einem ausgiebigen Frühstück begann . Die Ausflüge mussten heute bezahlt werden , was auf meinem Weg in Richtung Deck erledigte. Dort blieb ich bis zum Mittag sitzen und entspannte mich . Danach bin ich meine Kabine und hab dort gepennt . Es ist mittlerweile doch etwas kühler geworden . Aber die Sonne kam auch raus. Als ich wieder wach werde , wobei ich noch im Bett liege , schaue ich an die Kabinedecke und sehe etwas , was ich so noch nie gesehen habe . Durch das Wasser des Meeres vor meinem Bullauge , wurde das Licht so gebrochen , das ich einen Regenbogen an meiner Kabinendecke hatte . Die Engel sind bei mir .


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Als ich die Kabine verlasse und an Deck gehe , stelle ich fest , daß draußen herrlicher Sonnenschein ist , so setze ich mich in die Lido-Bar , oben auf Deck , esse einen Mohnkuchen und lasse mich von der Sonne bescheinen . Ich hatte an diesem Tag viel Zeit zum Nachdenken.

 


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Am Abend im Restaurant belauschte ich unabsichtlich ein Gespräch , wo es hieß , daß der Sohn immer wie der Vater ist. Er ist ein Produkt der Erziehung. Wenn er versteht , daß er alles nur aus dem Kampf um Anerkennung durch den Vater tut und daß der Vater ebenfalls das Produkt der Erziehung seines Vaters ist und deshalb vielleicht nicht gelernt hat, Anerkenung zu zeigen , wird er seine Probleme lösen. Erkennen , bearbeiten , verzeihen .

Am Abend hab ich die Tänzerin noch mal kurz auf den Gang getroffen . Auch diese Wodkaprobe hab ich nicht mitgemacht.

6. Tag

Nach einem wieder recht frühen Frühstück stand heute wieder ein Landgang auf dem Programm. Es geht heute durch das Land aus Feuer und Eis („Your Life is just a lonely ride through the land of Fire & Ice , Running Wild ,1990). Das Land ist auch als Island bekannt. Nun fuhr ich im Bus mit der Nr. 11 durch das Land der Trolle und Elfen . Man kann den Bericht über Island nicht wirklich erzählen , wenn man nicht die Musik einfließen lässt und dabei speziell meine metallische Vergangenheit. Running Wild hatte ich schon zitiert . Zunächst ging es zu einem Souvenirshop , wo ich auch tatsächlich ein Island-T-Shirt für 35 € gekauft habe. Island ist nämlich das Land mit dem höchsten Lebensstandard mit entsprechenden Preisen . Island ist auf dem T-Shirt in Runen geschrieben . Ein Trollgesicht aus Pflanzen war das Highlight des Shops.


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Dann fuhren wir zu einem Krater mit See , der groß war . Der Reiseleiter stand offen zu seiner Homosexualität und sprach und benahm sich entsprechend . Um die Busfahrt zum nächsten Highlight etwas zu verkürzen , hat er sich als Gag ausgedacht , Karten aus einem Kartenspiel zu verteilen , die jeweils eine Figur der germanischen Mythologie abbildete . Ich bekam natürlich Tyr. Tyr ist gleichzeitig ein Album von Black Sabbath , einer uralten Metalband , die ich früher auch hörte. Tyr soll laut Mythologie den Wolfshund getötet haben.

Wir fuhren weiter zum Gullfoss Wasserfall , der gigantisch ist. Tosende Wassermassen stürzen sich in die Tiefe. Ich traute mich den Weg bis an den Rand des Abgrundes zu gehen und das hat sich gelohnt.


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Und dann ging es zum nächsten Highlight : Geysir und genau aus diesem Grunde hab ich meine sonst nicht erwähnte metallische Vergangenheit aufgeführte , denn an diesen Ort brodelte und zischte es . Er zog Schwefelschwaden durch die Luft . Es stank entsetzlich. Der Schlamm , eine graue , zähe , heiße und eben blubbernde Masse , gab Töne von sich. Wenn ich mal einen Film drehen sollte , der was mit der Hölle zu tun hat , dann ist das wohl einer der besten Drehplätze der Welt. Der Stokker , der größte Geysir , explodiert alle 8 Minuten und schießt dann eine Wasserfontäne um die 40m in die Höhe. Das macht auch ordentlich Krach , wenn das Dingen hochgeht . Und dabei die Tyr-Karte in der Tasche.


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Danach besuchten wir Pingvillar , wo die erste „Parlamentsmentsitzung“ Islands im Jahre 800 n.Chr. stattfand. Die Wikinger waren nämlich gar nicht nur Barbaren . Und dort kann man auch Anschauungsunterricht nehmen , was sich nach wissenschaftlicher Meinung unter uns befindet , nämlich Kontinentalplatten . Hier an dieser Stelle driftet die eurasische Platte und die amerikanische auseinander . Dadurch erheben sich Felswände und die Erdkruste ist besonders dünn. In Reykjavik , den Start- und Zielpunkt unserer Reise besichtigen wir die Perla. Eine Glaskugel wurde auf riesigen Wassertanks montiert und dient als Wahrzeichen und Aussichtspunkt über die Stadt Reykjavik. Ich habe mir dort ein Eis gegessen und schon wieder irgendwie das Gefühl , daß mir dieser Ort seltsam vertraut vorkommt.


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Zurück auf dem Schiff mache ich Siesta , gehe dann Abendessen und setze mich danach an Deck. Trinke mir einen Wodka-Lemon , treffe auch heute die schöne Tänzerin nicht und stelle erstaunt fest , daß ich auf einer Nordland-Kreuzfahrt doch tatsächlich Probleme wegen meiner Sonnenallergie bekomme , so gut ist das Wetter . Wir haben heute 16 Grad gehabt und eben Sonne.

7. Tag

Heute bin ich erst um 11 Uhr aufgestanden und hab das Frühstück verpasst. Deshalb hab ich entgegen sonstiger Gewohnheit am Frühschoppen teilgenommen und mir zum Frühstück Weißwurst mit süßen Senf gegeben . Das war gar nicht so ekelig , wie es klingt. Danach bin ich in die Lido-Bar , um dort das Mittagessen einzunehmen , was nämlich auch ging , und dort kann man die wunderschöne Landschaft genießen. Unser Schiff ist um Island herumgefahren und wir sind jetzt im Norden der Insel. Auch heute steht ein Landgang an. Wir setzten – wieder mit Tenderbooten – um 14.15 Uhr nach Akureyri über. Daraufhin folgte eine Busfahrt durch beiendruckend schöne Landschaft . Und dann plötzlich waren wir auf dem Mars . Ja , es sah aus , als hätte ich den Planeten gewechselt und wäre nun auf dem roten Planeten. Soweit man blicken konnte war überall rötlicher Sand . Die irdischen Jeeps , die diese Gegend wohl zum Offroad-Fahren nutzten , störten diesen Eindruck nicht wirklich.


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Störend war jedoch der Gestank. Ich hatte gedacht , in Geysir hätte es ekelig gerochen , aber das war nur die Vorstufe. Hier zog der Schwefel wie Nebel vorbei. Auch hier wieder grauer , blubbernde , heißer Schlamm . Aus einem Stornstein , so will ich das mal nennen , kam der Schwefeldampf mit einem solchem Druck , daß er pfiff wie ein Schnellkochtopf. Diese Lokation eignet sich für einen Film noch besser .


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Danach machten wir Pause am Mückensee , der diese Bezeichnung vollkommen zu recht trägt. Massenhaft kleine Fliegen und Mücken , die ich Schwärmen auftauchen , das man wie durch schwarzen Nebel laufen musste. Dort sollte ich einen Kaffee trinken . Ich habe mir dort einen kleine Trollfigur gekauft . Wir besichtigten noch kurz die sogenannten Pseudokrater , die ganz nett , aber eben auch beim Mückensee waren und somit mit viel Mücken. Pseudokrater heißen sie übrigens deswegen , weil es keine Vulkankrater sind , aus denen Lava kommt , sondern einfach nur Hügel, die in sich zusammengekracht sind.

Nach dem Abstecher zum Mars oder Hölle ging es nun nach Dimmu Borgir , der dunkeln Stadt. Dimmu Borgir ist auch der Name einer finsteren norwegischen Metalband , die ich zwar früher nicht gehört habe , die ich aber dennoch kannte. Es gab dort bizarre Felsformationen zu bestauen , die sich aus erkalteter Lava gebildet haben. Die Einheimischen sagen , daß die Trolle dort wohnen . Mit etwas Phantasie kann man in einigen Felsgebilden auch wirklich Gesichter oder Figuren erkennen , die eben in Wirklichkeit die schlafenden Trolle sind.


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Danach ging es zum Gödafoss Wasserfall , der nicht ganz so groß war wie der gestern , aber immer noch sehr einbeeindruckend. Um 21.00 ging es mit den Tenderbooten zurück zum Schiff. Nach dem dringend notwendigen Abendessen setzte ich mich in die Heckbar und trank meinen ersten Black Russian , also Wodka mit Kaffeelikör. Die Mischung des russischen Barkeeper knallte unheimlich und war sehr lecker. Dazu ...und damit ist das metallische Kapitel der Reise beendet ... lief Enya . Ich bin wieder im Jetzt.

8. Tag

Heute ist mal wieder ein Seetag . An Deck wird es nun deutlich kühler und wir überschreiten heute den nördlichen Polarkreis. Ich war schon mal in der Arktis. Das allerdings im September und da ist das relativ unspektakulär , aber im Juli ist nun Mitternachtssonne und die Sonne geht nicht mehr unter. Ich muß mich im Gegensatz zu den vorigen Tagen immer mal wieder in der Kabine aufwärmen . Nach dem Mittagessen und der bewussten verschlafenen Polartaufe bin ich trotzdem häufig an Deck. Heute werden wir Jan Mayen passieren , eine kleine Insel vor Grönland. Mehrere Leute haben sie entdeckt und das unabhängig voneinander . Unter anderen ein Holländer , der denselben Nachnamen wie meine große Jugendliebe trägt ... Ich musste lachen , als ich das in den Informationen der Reiseleitung über die Insel las. Vielleicht bin ich doch noch nicht so ganz im Jetzt. Bevor wir die Insel erreichen , hab ich mich nach allen Regeln der Kunst bei Skatspielen blamiert , weil ein Preisskatspieler am Tisch saß , dem sofort klar war , daß ich ein Laie bin. Zum ersten Mal packte ich meinen Vliespullover aus , was im Juli doch etwas ungewöhnlich ist. An Deck waren es angeblich 6 Grad , aber durch einen eisigen Wind gefühlte minus 15. Der Kapitan hatte uns gewarnt , daß Jan Mayen 340 Nebeltage im Jahr hat. Aber wir hatten Sonne – vielleicht sollte ich doch Lotto spielen .


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Der höchste Berg von Jan Mayen war aber doch in Wolken. Der Beerenberg war dann auch Namensgeber für das Getränk des Tages . Glühwein , aber eben nicht mit Rotwein , was ja jeder machen könnte , sondern mit Weißwein . Ich blieb fast 2 Stunden an Deck und wärmte mich abwechselt mit Beerenberg und Black Russian. Einige Mitreisende meinten Wale gesichtet zu haben. Ich hab leider keinen gesehen . Und mein Zeitgefühl ist völlig durcheinander , weil es nicht dunkel wird. Nur die Zeiten zum Essen geben eine gewisse Orientierung.

9. Tag

Diesmal ruhte ich nicht am 7. , sondern am 9. Tag , denn ich hatte viel Schlaf nachzuholen , weil es 24 Stunden am Tag wirklich taghell ist. Keine Dämmerung mehr , wirklich taghell. Unglaubliche Erfahrung und für mein Zeitgefühl eine absolute Katastrophe . Ich wurde auch abends nicht mehr müde. Heute war wieder Seetag.


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10. Tag

„ Heute ist der schönste Tag meines Lebens bis hierhin“, habe ich meine Reiseaufzeichnungen geschrieben . Wir erreichen mit unserem Schiff Spitzbergen . Beim aufstehen ist mir ein wenig schwindlig , aber das legt relativ schnell. Nach dem frühen Frühstück um 7.15 geht es mit den Tenderbooten nach Ny Alesund. Ein herrliche Kulisse , die aus sehr karger Landschaft , Gletscher und Steilküste und eben ein paar Häuser dieser Forschungsstation besteht. Und es sind 15 Grad , was ziemlich ungewöhnlich für Spitzbergen ist. Dem Klimawandel sei Dank. In Ny Alesund gibt es nicht nur das nördlichste Postamt der Welt , sondern sogar ein Hotel , das für Minenarbeiter gebaut wurde , als es sich noch lohnte , hier Kohle abzubauen . Nun besiedeln nur noch ein paar Forscher diese Gegend.


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Nach einem kleinen Spaziergang durch den Ort , gehe ich wieder zurück aufs Schiff und setze mich an Deck. Niemand hätte mich ob dieser traumhaften Landschaft in den Bauch des Schiffes bekommen , um dort zu essen. Ich ging in die Lido-Bar , als wir langsam unsere Fahrt um Spitzbergen begannen . Zunächst ging es durch den Lilljehöökfjord. Die Gletscher reichen bis an den Fjord heran . Die Sonne scheint und bricht sich in dem Eis. Alles ist so hell und klar. Nachdem ich auf Island in der Hölle war , bin ich wohl nun im Paradies angekommen . Es ist so wunderschön hier. Ich bin den ganzen Tag an Deck.


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Nachdem Abendessen sitze ich in der Heckbar , genieße wahrscheinlich einen Black Russian und bin mit mir und der Welt im Einklang , als jemand diese Gefühl noch steigert und unsere langsame Fahrt durch den Fjord mit Enya unterlegt . Besser geht nicht.


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Um 20.30 geht unser Schiff im Magdalenen Fjord (?!!?) auf Reede und per Tenderboote werden wir in die Magdalenenbucht gebracht. Es sind 15 Grad , Sonne scheint und wir sind an einem Sandstrand , der von Gletscher und Berggipfeln umgeben ist. Ich esse dabei einen leckeren HotDog und trinke einen Glühwein , den ich mir an einer Strandbar hole , die die Reiseleitung vorher an der Bucht aufgebaut hat. Die Landschaft kann man vielleicht so beschreiben , daß man sich Europa nach dem Klimawandel vorstellen könnte , so daß der Meeresspiegel um einiges gestiegen ist . Nur die obersten Gipfel der Alpen sind noch Landmasse , alles andere ist unter Wasser . Und auf diesem Wasser ankern wir gerade. Und ich laufe am Strand dieses neuen Meeres .


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Danach ging es nachts an Deck. Die Heckbar ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Es läuft ruhige Musik . Das Schiff fährt langsam den Fjord zurück. Um 1.30 nachts ist es genauso hell wie mittags um 12 und auch genauso warm. Ich habe betet , als ich zu Bett ging und habe mich bedankt . Um 2.15 hab ich das Zimmer verdunkelt .... Danke.


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Nachts um 1.30 Uhr

Immer noch in Spitzbergen sind wir im Pyramidenfjorden. Ich verschlafe das Frühstück und damit auch Longyearbyen , den größten Ort auf Spitzbergen . Mir ist die atemberaubende Landschaft eh viel wichtiger. An Deck sein . Der Barkeeper , ein Russe , scheint eine Schwäche für Enya zu haben . Zum wiederholte Male läuft die CD und ein Lied passt so gut , als wäre es nur für diesen Augenblick geschrieben.


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Pilgrim

Pilgrim, how you journey
On the road you chose
To find out where the winds die
And where the stories go.
All days come from one day
That must you must know,
You cannot change what's over
But only where you go.

One way leads to diamonds,
One way leads to gold,
Another leads you only
To everything you're told.
In your heart you wonder
Which of these is true;
The road that leads to nowhere,
the road that leads to you.


Will you find the answer
in all you say and do?
Will you find the answer
In you?

Each heart is a pilgrim,
Each one wants to know
The reason why the winds die
And where the stories go.
Pilgrim, in your journey
You may travel far,
For pilgrim it's a long way
To find out who you are...

Pilgrim, it's a long way
To find out who you are...

Pilgrim, it's a long way
To find out who you are...

Ja , ich bin angekommen , hier bei mir. Hier in Spitzbergen .

Abends ist wieder Karneval angesetzt und eine Gala-Show , während wir das Paradies verlassen und zurück in Zivilisation fahren . In Richtung Nordkap. Auf der Gala-Show sehe ich meine Tänzerin wieder , die auch mittags schon beim Essen getroffen habe . Diese Augen und wieder ein Blitz in mir...

12. Tag

Das Wetter ist umgeschlagen . Ich hatte jedoch das Bullauge aufgelassen . Es ist entsetzlich kalt als ich aufwache und es hat reingeregnet. Heute ist ein Seetag, zunächst , denn abends erreichten wir das Nordkap und dieses hüllte sich in Nebel. Trotz der tiefhängenden Wolken hielt ich mich an Deck auf. Direkt am Nordkap reißt die Suppe ein wenig auf und man kann , wenn man genau hinguckt , dieses auch sehen . Hier geht die Sonne zwar auch nicht unter , aber nun sind wir viel weiter südlich und es gibt eine Phase der Dämmerung , was auf Spitzberger nicht der Fall war. Als wir in Honningsvag an Land gehen , kann man das Nordkap gut erkennen , es ist aber immer noch kein gutes Wetter . Ich habe versucht im Hafen mein altes Hotel zu finden , in dem 2002 übernachtete , scheitere aber. Die Fahrt zum Nordkap hatte ich auch anders in Erinnerung . Im Gegensatz zu 2002 , wo es auch dichten Nebel hier gab , war der Nebel nun tiefer und das Nordkap lag über den Wolken . Die Sonne , die über diesen natürlich scheint , verzaubert den Himmel mit Orangetönen .


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Und kurze Zeit später stehe ich wieder vor dieser Meridiankugel am angeblich nördlichsten Punkt Europas mit im wahrsten Sinne des Wortes erweiterten Horizont im Vergleich zu damals. Am Nordkap hab ich eine Waffel gegessen und das mit Erdnusskäse . Ein Tip unseres schwulen Reiseleiters. Zurück an Bord setze ich mich in die Heckbar . Die Tänzerin kommt , setzt sich aber nicht an meinen Tisch. Zum ersten Mal treffe ich sie alleine . Es war vielleicht die einzige Chance mit ihr ins Gespräch zu kommt und ich nutze sie nicht und lasse sie an der Reeling stehen. Dabei wird sie von der tiefstehenden Sonne angestrahlt. Ein Bild für die Ewigkeit.

13. Tag

Heute um 10.00 gefrühstückt. Heute ist Tromsö das Ziel. Auch wenn die Landschaft nach wie vor sehr schön ist , wir fahren durch die norwegischen Fjorde , kann sie mit Spitzbergen nicht mithalten . Beim Mittagessen treffe ich meine Tänzerin , die es sich am Nachbartisch gemütlich macht , aber eben nicht alleine. Wir tauschen trotzdem Blicke aus. Das Herz brennt , die Sonne mittlerweile auch wieder . Das Essen an sich war eher weniger gut , aber vielleicht hatte ich auch einfach keinen großes Appetit . Um 15.00 Uhr erreichen wir Tromsö. Die Stadtrundfahrt war ziemlich unspektakulär. In der Eismeerkapelle spende ich eine Kerze , weil es die erste Kirche nach Spitzbergen ist , um mich für diesen Trip zu bedanken. Die Ausstellung „Polara“ über die Arktis war sicher ganz nett gemacht , wäre vielleicht sogar beeindruckend gewesen , wenn man nicht gerade aus der Arktis kommen würde. Der Film „Der Krabbentaucher“ , der in einen kleinen Kinosaal mit 5 unabhängigen voneinander angesteuerten große Bildschirmen lief war sehr gut. Arktis aus der Vogelperspektive. In einem kleinen Becken gab es dann noch Roben zu bestaunen , was ich nicht gut fand. Den Eisbär , den es zu bestauen gab , war nicht echt , sondern aus Plastik.


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Abends esse ich erst im Lido , also an Deck , allerdings ohne die Tänzerin zu sehen. Ich habe danach lange einfach nur still in der Heckbar gesessen , die Fjordladschaft genossen , geraucht und entspannt . Dabei lief auch häufig wieder Enya und ich ertappte mich dabei , wie ich mich zurück in den Magdalenenfjord träumte, obwohl es hier auch sehr schön war. Ich machte Fotos und ging relativ früh zu Bett. Das war ein ruhiger Tag , an dem ich mir noch eine Stange Kippen kaufte . Die Gedanken sprangen zwischen sonnigen Spitzbergen und Tänzerin , man kann unangenehmere Gedanken haben .

14. Tag

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Mal wieder ein Seetag . Ich nutze die Zeit ohne Aussicht um mich auszuschlafen und verpasse mal wieder das Frühstück. Da heute es heute nichts zu sehen gab , ging ich mal wieder im Restaurant essen . Dort verfuhr ich , daß sich meine Tischgefährten Sorgen um mich gemacht hatten , weil sie mich lange nicht gesehen hatte . Ich hatte draußen gegessen . Das fand ich unheimlich nett. Abends war ein russischer Abend angesetzt , bei dem die Besatzung , die eben russisch war , etwas aufführte . Es gab Folklore und ein Gedicht auf deutsch ... den Erlkönig. „ Wer reitet da durch Nacht und Wind , es ist der Erlkönig mit seinem Kind.“ An Deck gab es dann noch ein wenig Klaviermusik vom Band und einen Kaffee . Es war bedeckt und kalt.


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Und dann kam das , worauf ich mich wirklich gefreut habe : „ Es wird heute zum ersten Mal wieder dunkel !!“ , denn wir überschreiten den Polarkreis in südlicher Richtung. In meine Notizen hab ich geschrieben , ich bin in meiner inneren Mitte angekommen . Als ich zurückkomme liegen in meiner Kabine die Informationen zur Ausschiffung ... ich könnte heulen , die Reise geht bald zu Ende.

15. Tag

Am nächsten Tag komme ich in mein Wohnzimmer , weil ich glaub 1000 Mal die Fotos von hier im Wohnzimmer geschaut habe , nenne ich es so , aber es regnet im Wohnzimmer , im Geiranger Fjord. Die Wolken hängen tief. Ganz feiner Nieselregen fällt. Sehr stimmungsvoll , aber anders als 2003. Ich esse wieder draußen zu Mittag . Als wir am Ende des Fjords auf Reede gehen , kann ich vom Schiff aus das Hotel sehen , in dem 2003 übernachtet habe , von dessen Balkon aus ich die großen Kreuzfahrtschiffe beobachtet habe und mir gesagt habe , irgendwann bin ich auch auf einem . Nun , jetzt ist es so weit.


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Die Tenderboote werden zu Wasser gelassen und da ich ihn gebucht und bezahlt habe , nehme ich an dem Ausflug teil . Er ist allerdings nur bedingt sinnvoll. Gerne hätte ich wieder oben auf der Eagle-Road gestanden und neue Fotos vom Geiranger gemacht , aber sie sind in Wolken gehüllt. So macht es noch weniger Sinn von da so noch höher in die Wolken zu fahren , aber geplant ist geplant. Die Straße war recht schmal und mit einer leichten Schlammschicht bedeckt , die diese etwas glitschig macht . Da sich um eine Serpentine an einem Fjord handelt , wo es also rechts recht weit in die Tiefe geht , ist dieses Faktum vielleicht nicht ganz unwichtig. Und gesehen hat man wirklich nichts.


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Ich hatte für Bergen – der nächsten Station – einen Rundflug über die Gletscher gebucht . Als Highlight und Abschluß des Urlaubs. Ich erfahre , daß dieser trotz des Wetters morgen stattfindet. Das andere Highlight war , das es nach dem Nebeltrip auf dem Schiff zu einem Gespräch mit der Tänzerin kommt, da ich mich traue , mich an ihren Tisch zu setzen. Ob ihr das so gepasst hat , weiß ich nicht genau. Sie bleibt auf jeden Fall nicht lange. Irgendetwas wichtiges hab ich eh nicht von mir gegeben. Ich beschließe , ihr zum Abschied einen Brief zu schreiben ...ob auch der zweite Schritt folgt und ich ihn abgebe , ist noch völlig offen .

16. Tag

Schon bei meinen ersten Aufenthalt in Bergen 2003 , hat man mir gesagt , daß es hier 300 Tage Regen im Jahr gibt. Damals schien allerdings die Sonne und das verrückt , heute wieder. Ich hab wieder viel gepennt bis es um 14.00 zu einem Treffen wegen des Fluges über Bergen kam. Im Inland herrscht schlechtes Wetter , die Wolken hängen zu tief , der Gletscher kann nicht anflogen werden . Trotzdem ist Rundflug über Bergen möglich. Ich entschließe dazu.Um 16.00 Uhr beginnt der Transfer zum Wasserflugzeug. Und da sehe erstmals , wie klein das Dingen ist. Ich habe eigentlich überhaupt keine Flugangst , aber ein mulmiges Gefühl hab ich schon , als ich in das Dingen einsteige . Die Motor wird angeworfen . Die Maschine tuckert vor sich hin . Der Pilot gibt Gas. Die Maschine peitscht über die Welle im Hafenbecken . Ich spüre jede Welle in meinen Bandscheiben. Die Maschine wird immer schneller . Unbehagen kommt in mir auf , aber eher klaustrophobischer Natur . Der Pilot gibt noch mehr Gas ... um dann das Gas wieder zurückzunehmen . Was ist los ? Frage ich mich . Neuer Anlauf. Der Pilot beschleunigt wieder . Er wird schneller als grade ...aber er bricht wieder ab. Er gibt auf , die Wellen im Hafenbecken sind zu hoch , er kriegt die Maschine nicht hoch . Wir müssen wieder aussteigen . Es geht zurück zum Schiff . Einerseits froh aus dieser Konservendose rausgekommen zu sein und andererseits mit dem vielleicht nicht ganz unberechtigten Gedanken , das ein leichter Fluggast als ich möglicherweise hätte fliegen können , gehe ich wieder an Deck und gebe mir einen Grog .


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Am Abend hat die Gruppe meiner Tänzerin ihren Auftritt und ich hab da fast beschlossen , den Brief auch tatsächlich weiterzugeben , obwohl mir klar ist , das diese Frau nicht zu erreichen ist. Obwohl man es kaum für möglich hält , komme ich jetzt erst auf die Idee , Numerologie zu betreiben und den Namen des schönen Tänzerin zu analysieren .... und was ich da ausgerechnete konnte nicht sein , aber es war so ...die berechneten Zahlen stimmten mit denen meiner großen Jugendliebe überein . Vielleicht daher die Faszination dieser Augen . Hatte ich in ihnen meine große Liebe von damals wiedererkannt ? Ich weiß nicht , aber dieser „Zufall“ ermutigt mich , diesen Brief über den Umweg der Rezeption des Schiffes zu übergeben ...

Am nächsten Tag musste ich ausschiffen und ich habe nie eine Antwort bekommen ... Der Urlaub ist zuende .



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